von Uel » Mi 11. Sep 2019, 19:28
Ich finde den Vergeltungspfad für fast so abwegig wie den Resozialisierungsweg, für mich gilt als erstes Kriterium der "Opferschutz", eine Bringschuld des Staates nach der allgemeinen Entwaffnung der Staatsbürgerschaft (in Gegnsatz z.B. den USA). Da wir die Todesstrafe abgeschafft haben, die Opfer also nicht nachhaltig geschütz werden können, muss bei Mord ein echtes Lebenslänglich wieder her, dass nicht den Umweg über die Sicherungsverwahrung nehmen muss. Die Abschaffung der Todesstarfe ist für mich aus dem Grund sinnvoll, weil sich die Gesellschaft daher niemals schuldig machen kann. Stellt sich ein Fehlurteil heraus, so lebt der fälschlich Angeklagte noch und könnte von einer großzügigeren Gesellschaft großzügigst entschädigt werden.
Beim Lüchte-Urteil sollte man aber kritisch hinterfragen, ob das Urteil nicht zu hart ist? Zu hart deswegen, weil die Gestalten niemanden ermordet haben und zukünftige Täter in der Folgenabwägung auf den Gedanken kommen könnten, Mord zur Verdunklung der Kindesmißbrauch-Taten würde auf jeden Fall von Vorteil sein. Bei Kindersex neigen wir zu hysterischen Übertreibungen und bei Mord zu banalisierenden Untertreibungen als fast alltägliches Vorkommnis. Vielleicht wegen unsere Gewöhnung durch den Krimi-Konsum? Wenn ein Opfer Quälereien vom Täter gewollt überlebt, muss immer ein überzeugender Abstand zum Mord bleiben.
Liebe Grüße
von Uel
Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!