Afghanistan

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Re: Afghanistan

Beitragvon Sonnenschein+8+ » Fr 10. Mai 2013, 15:45

der Besuch war schon lange geplant angeblich ;)
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Re: Afghanistan

Beitragvon maxikatze » Fr 10. Mai 2013, 19:15

Staber hat geschrieben:
maxikatze hat geschrieben:Während die Bundesregierung immer wieder an "never enduring freedom" - Einsatz auch nach dem Nato-Abzug festhält und einige hundert Soldaten in Afghanistan bleiben müssen, besucht Merkel die Truppe in Kunduz. Inzwischen ist die Nato länger dort als damals die Sowjetunion, die gegen die Mudschaheddin gekämpft hatte und diese von den USA mit Waffen versorgt wurden. Die von ihnen damals hofiert wurden, werden heute bekämpft.

Wie lange denn noch? Wie viele Todesopfer braucht es, um sich vollständig aus Afghanistan zurückzuziehen, Herr de Maizière?

http://de.wikipedia.org/wiki/Todesf%C3% ... Bundeswehr



Moin Maxi!
Soldaten sterben ab und an... das ist das sog. Berufsrisiko. Ja, es ist immer schlimm, wenn Menschen sterben, jedoch finde ich so was von heuchlerisch, dass die Bundesangie so was macht... nach Afghanistan zu fliegen, für ein Krieg ,der hierzulande von den meisten nicht verstanden und nicht gewollt ist. Ja ja, Stimme braucht die Dame für die nächste Kanzlerwahl in September... wie dumm werden wir hier alle gehalten?
Um den gefallenen (mit dem Begriff" getötet" kann ich nichts anfangen) Kameraden angeht, tut es mir leid , auch wenn er das Risiko kannte. Aber das macht es doch nicht gleich zu einer nationalen Tragödie. Ist das jetzt unser Maßstab? Bei jedem gefallenen Bw-Soldaten die Amis zu imitieren, aber uns bei jedem Verlust einnässen, wie ein Schuljunge, der gerade eins aufs Auge bekommen hat? Wer soll uns als Nation denn noch ernst nehmen? Wer hat schon Angst vor deutschen Drohungen, wenn wir wegen einem Toten in einem Kriegsgebiet gleich einklappen ,wie ein billiger Gartenstuhl?

gruß staber


Hallo Staber,
meine Sicht auf die Dinge ist eine andere. Ich kann mit dem Wort "gefallen" im Zusammenhang mit Krieg nicht so viel anfangen. Es hört sich verharmlosend an, so nach hinfallen oder umgefallen und nicht nach sterben, weil ihnen bei einer Detonation die Organe herausgerissen wurden.
Uns so lange sich unsere Soldaten für fremde Völker den Arsch aufreissen lassen müssen und ihr Leben riskieren, für ein Land, das nicht einmal ansatzweise Wertschätzung und Anerkennung für den Einsatz entgegen bringt, ist der Tod erst recht sinnlos.
Er wäre es nicht, wenn sie unser eigenes Land bei einem Angriff unsere Freiheit verteidigen. Auf Afghanistan trifft das mit Sicherheit nicht zu. Denn wer das behauptet, glaubt wirklich uns für dumm verkaufen zu können. Die sind ja nicht mal in der Lage die Mohnfelder nachhaltig zu zerstören, Warlords in die Schranken zu weisen oder Mohnbauern eine Alternative zu bieten.
Was ist eigentlich aus der Parole "Nie wieder Krieg" geworden? Genau das muss doch das Ziel sein. Man hat sie anscheinend vergessen.
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Di 28. Mai 2013, 15:06

Scheinbar traut die Bundeswehr - Führung den afghanischen Verbündeten nicht mehr über den Weg:

Tod eines KSK-Soldaten: Bundeswehr fürchtet Verrat durch afghanische Partner

Wie kam es zum Tod des Elitesoldaten Daniel W. Anfang Mai in Afghanistan? Eine Analyse der Bundeswehr offenbart nun die dramatischen Details des Einsatzes. Die ungeklärte Rolle, die afghanische Partner bei der Operation spielten, gefährdet die gesamte Zusammenarbeit.

(...)

Es wird nicht einmal mehr ausgeschlossen, dass die Taliban einen Tipp von den afghanischen Sicherheitskräften bekommen haben. Mitunter ist sogar von einer Falle die Rede.

(...)


http://www.spiegel.de/politik/ausland/toter-ksk-soldat-bundeswehr-zweifelt-an-kooperation-mit-den-afghanen-a-902297.html

Unter diesen Umständen halte ich das Maximalziel, einen demokratischen Rechtsstaat in Afghanistan mit militärischer Gewalt zu erzwingen, für unerreichbar. Die für die ursprüngliche Aggression vom 11.09.2001 und damit den Kriegsausbruch mitverantwortlichen Taliban kann man aber auch nicht zurück an die Macht lassen. Also wird auf lange Sicht nichts anderes übrig bleiben, als die inneren Feinde der Taliban unabhängig von deren demokratischer Gesinnung an die Macht zu bringen und dort zu halten.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Di 28. Mai 2013, 21:19

Die Bundeswehr sollte, nicht nur aus moralischen Gründen, sondern auch aus tatsächlichen Gründen keine Bodeneinsätze in Krisengebieten betreiben. Denn zum einen fehlt ihr es offensichtlich an der entsprechenden Kampfausbildung – man rennt ohne Luftunterstützung in einem „sehr dichten Wald“ um nach gegebenenfalls verletzten Zivilisten zu suchen -.- und zum anderen ist die eingesetzte Bewaffnung unzureichend, oder sogar ungeeignet (G36, Tiger...). Zu dem durch die Bundeswehr eingesetzten Tiger (Zitat Wikipedia): "Das Verteidigungsministerium lehnte eine im Jahr 2010 von Eurocopter angebotene Umrüstung des UHT (Bundeswehr Tiger) auf den französischen Bewaffnungsstand (schwenkbare 30-mm-Maschinenkanone am Kinnturm) mit der Begründung ab, man wolle keinen rein auf den Afghanistaneinsatz zugeschnittenen Hubschrauber, sondern behalte auch zukünftige Bedrohungsszenarien im Blick." Ja, nee, klar bei zukünftigen Bedrohungsszenarien wäre eine schwenkbare 30-mm-Maschinenkanone ja auch hinderlich, wenn nicht vollkommen sinnlos. Die deutschen Soldaten vor Ort können einem nur leid tun.

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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Mo 24. Jun 2013, 23:33

An Sprachschwierigkeiten müssen Verhandlungen mit den Taliban jedenfalls nicht scheitern ... :P

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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Mo 7. Okt 2013, 13:44

Heute auf Facebook gesehen und kommentiert:

...und du, mein Schatz, bleibst hier. Die Bundeswehr übergibt das Feldlager Kunduz an die afghanischen Sicherheitskräfte. Zurück bleiben die afghanischen Helfer der deutschen Truppen, deren Sicherheitslage mehr als prekär ist.

Bild


https://www.facebook.com/Heiko.Sakurai

> und du, mein Schatz, bleibst hier <

Ganz schön makaber ... :roll: Schlimmstenfalls könnte das der Auftakt zu einem ganz dunklen Kapitel in der Geschichte der Bundesrepublik werden. Man darf gar nicht darüber nachdenken, was den eigenen Verbündeten und Hilfskräften dort alles passieren kann.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Mo 7. Okt 2013, 19:28

Kopiert aus dem" Spiegel "
Wir sollten uns die Aussagen der Politiker aller Couleur immer wieder in Erinnerung rufen. Selbige haben unsere Soldaten in einen sinnlosen Kampf und in den Tod geschickt. Mit großem Pathos wurde auch von den Medien kolportiert, dass die Freiheit der Bundesrepublik Deutschlands am Hindukusch verteidigt wird. Peinlichst wurde der Begriff Krieg aus dem Vokabular der sprachlichen Tagesordnung von SPD, Grüne, CDU/CSU und der großen FDP gestrichen. Ein JEDER der diesen Einsatz als sinnlos verteufelte, wurde gnadenlos niedergemacht. Wie fühlen sich nun die Politiker die unsere Soldaten in den Tod geschickt haben? Wenn selbst Nationen wie die ehemalige Sowjetunion hoch aufgerüstet, ohne Ergebnisse abziehen musste, dann hätte die internationale Staatengemeinschaft daraus ihre Lehren ziehen müssen. Nach wie vor ist das Terrornetzwerk Al Qaida in Afghanistan präsent, Korruption in der Politik auf Höchststand, Frauenrechte und Demokratisierung gleich Null und der Drogenanbau hat Hochkonjunktur. 3000 tote Soldaten, davon 54 der Bundeswehr sind das Ergebnis einer fatalen Fehleinschätzung von Politik und Militär. Laut des großen Außenministers Westerwelle wird alles gut. Nun müssen Argumente zurecht gebogen werden, um dieses Handeln gegenüber dem Bürger zu rechtfertigen.


Die Frage nach dem Sinn dieser, unserer Gefallenen , habe ich mir oft gestellt. Zu meinem Bedauern aber noch keine Antwort darauf gefunden.


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Re: Afghanistan

Beitragvon Livia » Di 8. Okt 2013, 08:42

NATO-Einsatz hat Afghanistan laut Karsai nichts gebracht

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat eine negative Bilanz des internationalen Militäreinsatzes in seinem Land gezogen. Der NATO-Einsatz habe "viel Leid gebracht, den Verlust zahlreicher Leben und keine Vorteile, denn das Land ist nicht sicher", sagte er.
"Wir wollten absolute Sicherheit und einen klar umrissenen Krieg gegen den Terrorismus", erklärte Karsai am Montagabend gegenüber dem britischen Radiosender BBC. Die ausländischen Kampftruppen in Afghanistan bereiten derzeit ihren Abzug vor, der bis Ende 2014 abgeschlossen sein soll.


http://www.bluewin.ch/de/index.php/17,9 ... sland/sda/
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Di 8. Okt 2013, 12:45

Livia hat geschrieben:NATO-Einsatz hat Afghanistan laut Karsai nichts gebracht

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat eine negative Bilanz des internationalen Militäreinsatzes in seinem Land gezogen. Der NATO-Einsatz habe "viel Leid gebracht, den Verlust zahlreicher Leben und keine Vorteile, denn das Land ist nicht sicher", sagte er.
"Wir wollten absolute Sicherheit und einen klar umrissenen Krieg gegen den Terrorismus", erklärte Karsai am Montagabend gegenüber dem britischen Radiosender BBC. Die ausländischen Kampftruppen in Afghanistan bereiten derzeit ihren Abzug vor, der bis Ende 2014 abgeschlossen sein soll.


http://www.bluewin.ch/de/index.php/17,9 ... sland/sda/


Hi Livia!
Nach diesem militärischen Dilemma wird sich das afghanische Volk sein politisches und gesellschaftliches Leben schon selbst gestalten müssen. Falls die Karzai-Regierung nach Abzug der ISAF-Truppen blutig gestürzt werden würde - was sehr wahrscheinlich ist - so ist dies halt der Lauf der Geschichte. Sollte der Terrorismus dort wieder ausufernde Wurzeln schlagen, kann man auch gezielt mit Drohnen oder anderen luftgestützten Waffensystemen die Terroristen gezielt bekämpfen, ohne sinnloser Weise das Blut junger Soldaten zu opfern. Es spricht nichts gegen einen sofortigen Abzug - raus aus diesem Land!Schade um jeden Soldaten( aller Nationen )der sein Leben für solche Maßnahmen verloren hat.

MfG staber
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Di 8. Okt 2013, 13:16

Staber hat geschrieben:Sollte der Terrorismus dort wieder ausufernde Wurzeln schlagen, kann man auch gezielt mit Drohnen oder anderen luftgestützten Waffensystemen die Terroristen gezielt bekämpfen, ohne sinnloser Weise das Blut junger Soldaten zu opfern. Es spricht nichts gegen einen sofortigen Abzug - raus aus diesem Land!Schade um jeden Soldaten( aller Nationen )der sein Leben für solche Maßnahmen verloren hat.

MfG staber


Was ist, wenn an die Macht zurückgekehrte Islamisten ungeachtet gelegentlicher Verluste an Führungspersonal durch Drohneneinsätze das Land erneut als Basis für Terroranschläge in 9/11 - Qualität nutzen?

Dann wird nichts anderes übrig bleiben, als wieder mit Nato - Truppen dort einzufliegen und irgendwelche inneren Feinde der Islamisten an die Macht zu bringen. Allerdings sollte man denen das Land dann auch ganz überlassen und nicht noch einmal versuchen, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nach westlichem Muster mittels jahre- oder jahrzehntelanger Dauergewalt zwangszuimportieren.
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