Afghanistan

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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Do 23. Jun 2011, 17:14

Amerika zieht Truppenteile ab aus AFG , warum, etwa kein Licht am Ende des Tunnels???? ;)
Die USA stehen schon lange mit dem Rücken zur Wand, ein Krieg, der nicht zu gewinnen ist, ein infrastrukturelles Desaster mit Arbeitslosen, Insolvenzen, steigender Armut und die klaffende Schere zwischen reich und arm, reichen aus, zumindest die Milliarden Dollar, die jeden Monat für die "Freiheit der westlichen Welt" am Hindukusch und anderswo verpulvert werden. Präsident Obama scheint entzaubert, auch wenn man ihm als letzten unlautere Politik vorwerfen kann, aber die Wahl zum Präsidenten und Präsident zu sein, sind diametral verschieden. Er trägt das fatale Erbe der Bush Administration und kann sich noch nicht einmal aus der Klammer rechter Republikaner und Demokraten befreien und einen entscheidenden Befreiungsschlag für die Zukunft Amerikas zu unternehmen. Die Situation in den USA ist wahrscheinlich dramatischer als in Griechenland, Portugal und Spanien zusammen. Vor Jahren schon sagten viele Politikwissenschaftler, dass sich die USA auf Dauer mehr und mehr von der übrigen Welt isolieren würde und dass eine Implosion des Wirtschafts- und Währungssystems mehr als wahrscheinlich sein würden. Wenn sie jetzt einerseits mit den Taliban,> den Teufeln aus der Achse des Bösen,< verhandeln und zusätzlich ankündigen, dass sie ihre Truppen in tausendfacher Höhe abziehen wollen, dann ist das ein wichtiges Indiz, dass der US-Regierung finanziell das Wasser bis zum Halse steht. Obamas Drama ist die zu hohe Schuldenlast, die Bush und seine Claqueure hinterlassen haben.Der Abzug gibt zu Denken.
Wenn Deutschland mit seinem 'humanitären' Einsatz wirklich Nägel mit Köpfen machen möchte, muß es: a. seine Soldaten ebenfalls schnellstmöglich abziehen und b. jeder afghanischen Frau und jedem afghanischen Kind einen Asylplatz anbieten. Ist nicht ganz ernst gemeint!

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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Do 23. Jun 2011, 18:06

Staber hat geschrieben:Wenn sie jetzt einerseits mit den Taliban,> den Teufeln aus der Achse des Bösen,< verhandeln und zusätzlich ankündigen, dass sie ihre Truppen in tausendfacher Höhe abziehen wollen, dann ist das ein wichtiges Indiz, dass der US-Regierung finanziell das Wasser bis zum Halse steht.



Für die Religionsfaschisten wäre die Rückkehr an die Macht in Kabul nicht nur ein Indiz für irgendetwas, sondern der Beweis für die Dekadenz und Lebensuntüchtigkeit der freiheitlichen Länder, die sich doch noch als wehrlos gegenüber massenmörderischen Gewaltherrschern ohne jeden Skrupel erweisen. Und dann geht es erst richtig los, München ´38 die Zwote. Herzlichen Glückwunsch.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Do 23. Jun 2011, 20:00

AlexRE hat geschrieben:
Staber hat geschrieben:Wenn sie jetzt einerseits mit den Taliban,> den Teufeln aus der Achse des Bösen,< verhandeln und zusätzlich ankündigen, dass sie ihre Truppen in tausendfacher Höhe abziehen wollen, dann ist das ein wichtiges Indiz, dass der US-Regierung finanziell das Wasser bis zum Halse steht.



Für die Religionsfaschisten wäre die Rückkehr an die Macht in Kabul nicht nur ein Indiz für irgendetwas, sondern der Beweis für die Dekadenz und Lebensuntüchtigkeit der freiheitlichen Länder, die sich doch noch als wehrlos gegenüber massenmörderischen Gewaltherrschern ohne jeden Skrupel erweisen. Und dann geht es erst richtig los, München ´38 die Zwote. Herzlichen Glückwunsch.


Ja Alex, ich muß dir mal wieder Recht geben. Aber ich habe da noch eine andere Theorie.
Kräfte frei setzen für die nächste Mission.
Das heißt also, dass die Amis Truppen frei machen für den nächsten Feldzug. Das Bühnenstück US-Armee gegen Al-CIAda wird eingestellt, der nächste Gegner wartet schon an der Ecke. Wer darfs sein? Libyen? Syrien? Iran? Man darf gespannt sein.
Für unsere Jungens sage ich: Männer aufgepasst, den letzten beissen die Hunde! ;)


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Re: Afghanistan

Beitragvon Meister Lampe » Sa 25. Jun 2011, 23:45

Staber hat geschrieben:Amerika zieht Truppenteile ab aus AFG , warum, etwa kein Licht am Ende des Tunnels???? ;)
Die USA stehen schon lange mit dem Rücken zur Wand, ein Krieg, der nicht zu gewinnen ist, ein infrastrukturelles Desaster mit Arbeitslosen, Insolvenzen, steigender Armut und die klaffende Schere zwischen reich und arm, reichen aus, zumindest die Milliarden Dollar, die jeden Monat für die "Freiheit der westlichen Welt" am Hindukusch und anderswo verpulvert werden. Präsident Obama scheint entzaubert, auch wenn man ihm als letzten unlautere Politik vorwerfen kann, aber die Wahl zum Präsidenten und Präsident zu sein, sind diametral verschieden. Er trägt das fatale Erbe der Bush Administration und kann sich noch nicht einmal aus der Klammer rechter Republikaner und Demokraten befreien und einen entscheidenden Befreiungsschlag für die Zukunft Amerikas zu unternehmen. Die Situation in den USA ist wahrscheinlich dramatischer als in Griechenland, Portugal und Spanien zusammen. Vor Jahren schon sagten viele Politikwissenschaftler, dass sich die USA auf Dauer mehr und mehr von der übrigen Welt isolieren würde und dass eine Implosion des Wirtschafts- und Währungssystems mehr als wahrscheinlich sein würden. Wenn sie jetzt einerseits mit den Taliban,> den Teufeln aus der Achse des Bösen,< verhandeln und zusätzlich ankündigen, dass sie ihre Truppen in tausendfacher Höhe abziehen wollen, dann ist das ein wichtiges Indiz, dass der US-Regierung finanziell das Wasser bis zum Halse steht. Obamas Drama ist die zu hohe Schuldenlast, die Bush und seine Claqueure hinterlassen haben.Der Abzug gibt zu Denken.
Wenn Deutschland mit seinem 'humanitären' Einsatz wirklich Nägel mit Köpfen machen möchte, muß es: a. seine Soldaten ebenfalls schnellstmöglich abziehen und b. jeder afghanischen Frau und jedem afghanischen Kind einen Asylplatz anbieten. Ist nicht ganz ernst gemeint!

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Da kann ich dir nur zustimmen Staber!!!
Da hat der selbsternannte "Weltpolizist" mal wieder das Problem mit dem Zauberlehrling. (Die Geister die ich rief....). Es ist doch nichts anderes mit Afghanistan wie mit dem Irak. (Irak unterstützt wegen Iran, die Mudschahedin unterstützt gegen die damalige Sowjetunion). Nur hat sich in den USA die öffentliche Meinung ganz schön gedreht. Klar nach dem 9/11 war alles auf Hexenjagd, aber vielen US-Bürger wurde dort auch bewußt, daß sie, trotz ihrer geographischen "Isolationslage" angreifbar sind. Die Welt rückt zusammen. Und im Multimediazeitalter ist es auch für die "Zensoren" der US-Regierung (anderst als im Vietnamkrieg) unmöglich alles zu kontrollieren. Spätetstens seit der Wirtschaftskrise 2009 denken viele Amerikaner daß der Verteidigungshaushalt im Vergleich zu den sozialen Zuwendungen in einem irrealen Verhältnis steht.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Meister Lampe » Sa 25. Jun 2011, 23:59

Außerdem sei von militärischer Seite noch etwas angemerkt.
Durch die geographischen Gegebenheiten in Afghanistan ist es dort so möglich einen Krieg zu gewinnen wie ein Erdbeben.
Das hat uns die Geschichte bereits mehrfach gelehrt. In Afghanistan selbst, als die Sowjetunion es nie geschafft hat das ganze Land zu kontrollieren, obwohl die Rote Armee in den 80gern wohl die personell und materiell größte Streitmacht war.
Ein weiteres Beispiel aus jüngerer Vergangenheit ist die Schweiz, die von den damaligen Achsenmächten, spätestens nach der Kapitulation Frankreichs, umzingelt war und keiner (dt. oder it. Diktator) auf die Idee kam dort einzumaschieren. Wobei man hier die Erfahrung aus dem ersten Weltkrieg mit den Kämpfen in den Alpen und dem unsagbar hohen Verlusten zu Grunde legen muß.
Allein die topographischen Gegebenheiten in Afghanistan würden ein so hohen Blutzoll fordern, daß es politisch und wirtschaftlich (Kosten-/Nutzenrechnung) unzumutbar ist.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » So 26. Jun 2011, 13:31

Meister Lampe hat geschrieben: In Afghanistan selbst, als die Sowjetunion es nie geschafft hat das ganze Land zu kontrollieren, obwohl die Rote Armee in den 80gern wohl die personell und materiell größte Streitmacht war.



Vor langer Zeit gab es mal eine sinnstiftende Erkenntnis in einem Teil Deutschlands:
"Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen."
Nunmehr lautet das so:
"Annähernd zehn Jahre ist die Nato in Afghanistan im Einsatz. Die Bilanz ist eine bittere Lehre über die Grenzen westlichen Einflusses auf die Entwicklung einer Gesellschaft mit so andersartiger Kultur, Religion und Geschichte."

Das hätten wir früher vom "Klassenfeind" lernen können:
Der frühere Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, hat den USA geraten, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Der Krieg sei "nicht zu gewinnen", sagte der 79-Jährige in einem Interview mit der britischen BBC.
Gorbatschow hatte 1988 in seiner damaligen Funktion als Generalsekretär der KPDSU selbst den Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan verkünden müssen. Die Sowjets hatten zehn Jahre lang erfolglos versucht, den Kurs der damaligen kommunistischen Führung in Kabul militärisch durchzusetzen. Sie konnten aber letztlich den - auch von den USA unterstützten - Widerstand der islamistischen Aufständischen nicht brechen."


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Re: Afghanistan

Beitragvon Uel » So 26. Jun 2011, 15:55

Es muss nur ausgeschlossen werden, dass durch einen Abzug die Taliban wieder an die Macht kommen und damit Bin Ladens ursprünglicher Plan posthum noch aufgeht. Das ist eben m. m. M. n. * (Obergefreite / Korporale sind das Rückgrat jeder Armee) auch ohne Anwesenheit westlicher Truppen in Afghanistan möglich.


* m. m. M. n. = meiner militärfachlichen Meinung nach


@Alex, ... das kann niemand ausschliessen, wann immer man sich entschließen sollte, Afghanistan zu verlassen.

Und wenn Truppen abziehen, egal ob sie erfolgreich oder erfolglos waren, es gibt immer ein Freudengeheul der Einheimischen, selbst wenn ihnen klar ist, dass es schlechter für ihre Zukunft auf eigenen Beinen aussehen sollte.

Daher so schnell, wie ein geordneter Rückzug es ermöglicht raus da. Die Jahre der Schmach muss man so oder so erdulden. Hauptsache es kann nicht noch ein militärischer Sieg herausgedeutelt werden. Und die Chancen verbessern sich Tag für Tag für die Taliban. Besonders wenn die USA den krieg irgendwann nicht mehr bezahlen könnten, würde dies als genialer Sieg aufgefasst werden
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » So 26. Jun 2011, 18:45

Uel hat geschrieben:
Es muss nur ausgeschlossen werden, dass durch einen Abzug die Taliban wieder an die Macht kommen und damit Bin Ladens ursprünglicher Plan posthum noch aufgeht. Das ist eben m. m. M. n. * (Obergefreite / Korporale sind das Rückgrat jeder Armee) auch ohne Anwesenheit westlicher Truppen in Afghanistan möglich.


* m. m. M. n. = meiner militärfachlichen Meinung nach


@Alex, ... das kann niemand ausschliessen, wann immer man sich entschließen sollte, Afghanistan zu verlassen.

Und wenn Truppen abziehen, egal ob sie erfolgreich oder erfolglos waren, es gibt immer ein Freudengeheul der Einheimischen, selbst wenn ihnen klar ist, dass es schlechter für ihre Zukunft auf eigenen Beinen aussehen sollte.

Daher so schnell, wie ein geordneter Rückzug es ermöglicht raus da. Die Jahre der Schmach muss man so oder so erdulden. Hauptsache es kann nicht noch ein militärischer Sieg herausgedeutelt werden. Und die Chancen verbessern sich Tag für Tag für die Taliban. Besonders wenn die USA den krieg irgendwann nicht mehr bezahlen könnten, würde dies als genialer Sieg aufgefasst werden


Also gut, noch einmal ganz langsam zum Mitschreiben für die hiesige Sinnstiftergemeinde:

1. Bin Laden hat die Terroranschläge vom 11.09.2001 nicht ohne weitreichende strategische Überlegungen geplant, das wird durch die zwei Tage vor den Anschlägen durchgeführte Ermordung des militärisch stärksten inneren Gegners Scheich Massoud dokumentiert:

http://www.fassette.com/rueckblick-mass ... ge-vor-911

2. Als weitreichendes strategisches Ziel kommt nur in Betracht, der islamischen Welt zu beweisen, dass die "Gläubigen" (in Wahrheit hinter der Religion versteckte Faschisten) nicht nur die kurz nach dem Abwehrsieg zerbrochene und zuvor schon wackelige Sowjetunion, sondern alle "Ungläubigen" in ihrer afghanischen Hochburg besiegen können.

3. Mit dieser Beweisführung strebte Bin Laden natürlich keinen weltgeschichtlichen Schönheitspreis an, sondern sehr viel mehr Autorität in der islamischen Welt und dementsprechend mehr und stärkere Verbündete.

4. Was hatte er mit diesen verbesserten Positionen wohl vor (rethorische Frage)? Natürlich wollte er auf der Grundlage dieser neuen Machtverteilung nach anderen islamischen Ländern greifen, insbesondere nach Saudi - Arabien.

5. Jeder Vergleich früherer imperialer Zugriffe der Briten oder Sowjets auf Afghanistan verbietet sich angesichts dieses aggressiven strategischen Konzepts, da es zuvor nur tatsächliche Verteidigungskriege der Afghanen auf eigenem Boden gegeben hat und keine Aggressionskriege gegen andere Länder, die aus einer erfolgreichen Verteidigung heraus geführt werden sollen.

Fazit: Eine Kapitulation des Westens in Afghanistan wäre weder mit früheren Afghanistankriegen noch mit dem Vietnamkrieg vergleichbar, sondern ausschließlich mit dem Münchener Abkommen von 1938. Wer Faschisten die Hand reichen will, stürzt die ganze Welt in den totalen Krieg.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Uel » Mo 27. Jun 2011, 15:13

Ich denke mal, wer Sinn oder Unsinn stiftet, ist weder hier noch in Afghanistan endgültig ausgemacht.

Zur Historie aus Wiki:

>>>Die Taliban erlitten zunächst schwere Niederlagen gegen die Truppen Massouds, so dass manche Beobachter bereits das Ende der Taliban vermuteten. Mitte 1996 hatte sie sich jedoch mit Unterstützung Pakistans und Saudi Arabiens neu organisiert und planten eine erneute Großoffensive gegen Kabul. Am 26. September 1996 befahl Massoud einen strategischen Rückzug seiner Truppen in den Norden Afghanistans. Am 27. September 1996 marschierten die Taliban in Kabul ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan, welches lediglich von Pakistan, Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt wurde. Eine militärische und politische Opposition unter der Führung Massouds, die Vereinte Islamische Front, behielt den Nordosten des Landes unter ihrer Kontrolle. Die Vereinte Front stellte weiter die formal von den meisten Staaten sowie den Vereinten Nationen anerkannte Regierung.<<<

>>>Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf – damals u. a. als Stabschef des Militärs – entsandte zehntausende Pakistaner, um an der Seite der Taliban und al-Qaida gegen die Vereinte Front zu kämpfen. Insgesamt gehen Schätzungen von 28.000 pakistanischen Staatsbürgern, die innerhalb Afghanistans kämpften, aus. 20.000 davon waren reguläre pakistanische Soldaten des sogenannten Frontier Corps oder der Armee. Weitere geschätzte 8000 waren Milizionäre, die in Madrasas rekrutiert wurden, um innerhalb der Armee der Taliban zu kämpfen. Die geschätzten 25.000 Talibantruppen beinhalteten 8000 pakistanische Staatsbürger.<<<


Zu unserer Diskussion:

1. Wieso man bei solchen von Wiki beschriebenen Zusammenhängen in der veröffentlichten Meinung nur von einer sowjetischen- und einer US/Nato Besatzungszeit spricht, und nicht auch von einer Pakistanisch/Arabischen Besatzung ist mir unerklärlich.
2. Wieso man annimmt, nur BinLaden und nicht auch der pakistanische Geheimdienst hätte die Fähigkeiten und den dringenden Wunsch, den (Bürger-)Kriegsgegner Ahmad Schah Massoud in die Luft zu sprengen, ist mir ebenfalls unerklärlich,
3 Ich denke, BinLaden wurde sowohl von den USA als auch Pakistan gebraucht, um einer offenen Konfrontation als Atommächte aus dem Weg zu gehen. Ich glaube auch wie Scholl-Latour annimmt, dass nach dem World-Trade-Anschlag die Wichtigkeit von al-Qaida in diesem Spiel weit überschätz wird, insbesondere bei dem langanhaltenden asymmetrischen Kriegsgeschehen der Taliban.
4. Wieso die USA/Nato einen Staat Pakistan, der mit seinem Eingreifen auf Seiten der zunächst schwächeren Taliban im afghanischen Bürgerkrieg sich eindeutig positioniert hatte, plötzlich als befreundeten Staat in diesem strategischen Zusammenhang sah, mehr noch, -den Nachschub über dessen Territorium organisieren musste und noch glaubte, die Pakistanis würden sich an der Suche oder Bekämpfung von al-Qaida ernsthaft beteiligen, ist mir schleierhaft.
Das Land A. ist sprachlich und religiös zweigeteilt, persisch (Iran) und paschtunisch (Pakistan) geprägt. Ich denke die unterschwelligen Ursachen sind religiöse, Stammes- und kulturelle Konflikte.

Es geht nicht um Faschismus, sondern um den Einfluss der Atommacht Pakistan (Sunniten) auf ein rohstoffreiches, dünnbesiedeltes und desaströs organisiertes Land, was dem Einfluss und Begehrlichkeiten anderer Nachbarländer wie Iran (Schiiten) und China (modernistischer Pragmatismus)entzogen werden soll.

Die Pakistanis wären lausige Strategen, wenn sie die Vorteile der kulturellen Nähe zu Neo-Taliban, Paschtunen und Sunniten bei dem absehbar entstehenden Machtvakuum abziehender Westmächte nicht voll nutzen würden. Und Druck müssen sie schon machen über ihre Protegierten und Kämpfer, denn der Konkurrent schläft nicht. Es ist kein Wunder, dass Meldungen über explorierte Rohstoffe kürzlich bekannt wurden, und die Chinesen die Zeit nutzen, um Konzessionen schon jetzt zu erwerben.

Den >Religions-Faschismus< braucht man dringend, um die Bevölkerung gegen wirtschaftliches Wachstum und konsumptive Verlockungen sowohl der westlichen Industriestaaten als auch der Chinesen zu immunisieren. Denn wenn die Afghanen erst einmal bereit sind, chinesische Geldströme anzunehmen, sind die Pakistanis dauerhaft aus dem Geschäft.

Natürlich kann man es anders sehen, nur ich sehe es aber bei meinen derzeitigen Infos so.

PS.: Es gibt seltenst Kriege, bei denen es nur um Moral geht, wie man immer weismachen will, sondern fast immer um wirtschaftliche Interessen. Wahrscheinlich hatte Köhler mehr Recht als ihm lieb ist, mit seinen Rohstoffkriegen und wir befinden uns schon nach dem Irak im 2. Krieg des Zeitalters der knappwerdenden Rohstoffe.
Liebe Grüße
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Mo 9. Jul 2012, 19:58

Gerade auf einem Klabautermänneken - thread zu den letzten Meldungen aus Afghanistan geschrieben:

Blitz hat geschrieben:...und gebracht hat es auch nichts. Gestern wurde erst wieder eine junge Frau öffentlich hingerichtet.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 43229.html


Das liest sich ganz nach Verdeckungsmord:

Das Video ist kaum eine Minute lang. Entstanden ist es nach übereinstimmenden Angaben in dem Dorf Kimchok, eine Autostunde entfernt von Kabul in der Provinz Parwan. Die Frau soll 22 Jahre alt gewesen sein, nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hatte sie Beziehungen zu mehreren Taliban. Mit der Hinrichtung hätten die Kämpfer die Frau aus dem Weg schaffen und das Ansehen eines Kommandeurs wieder herstellen wollen, heißt es.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 43229.html

Die haben selbst gegen das Verbot außerehelichen Verkehrs verstoßen oder gar Vergewaltigungen begangen, die dort mit der Todesstrafe geahndet werden, und schaffen sich die Zeugin vom Hals, indem sie sich zu Richtern und Henkern aufspielen.

Mittlerweile glaube ich auch, dass man das Land abhaken muss - es sei denn, man könnte eine Streitmacht aus Frauen aufstellen, die allen anderen Kräften dort militärisch überlegen ist.

Dann aber nix wie weg, damit die eigenen Soldaten nicht in Menschenrechtsverletzungen zu Lasten der - dann ehemaligen - Herren der Schöpfung verstrickt werden.
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