Afghanistan

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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Fr 22. Apr 2011, 18:50

AlexRE hat geschrieben:Sehr erfolgreich ist dieser Kampf offensichtlich nicht, sonst würde er nicht schon mehr als 9 Jahre andauern. Ob die richtigen Methoden angewendet werden? Fraglich.



Wieso eigentlich gibt es keine unabhängige Analyse zu den möglichen Effekten des Einsatzes in Afghanistan seit 2001? Wir sind dort nun seit knapp 10 Jahren und haben was geändert? Was wollen unsere MdB´s die nächsten 10 Jahre machen? Stumpfe Verlängerungsmandate abnicken? Immerhin haben die Ereignisse der letzten 6 Monate dazu geführt, dass dieses Thema in den Medien so gut wie gar nicht mehr verkommt. Für die Bundesregierung ein Segen. Wenigstens hat die heroische Soldatenverehrung seit dem Rücktritt von Guttenberg ein Ende. Das war nun wirklich der Gipfel der Heuchelei.


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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Sa 23. Apr 2011, 07:02

Staber hat geschrieben:Wieso eigentlich gibt es keine unabhängige Analyse zu den möglichen Effekten des Einsatzes in Afghanistan seit 2001?


Auch aus unabhängigen Analysen kann man herleiten, wie künftig zu verfahren ist. Da es sich in diesem Fall um mögliche Änderungen militärischer Konzepte - Strategie / Taktik - handelt, sind auch unabhängige Analysten zur Geheimhaltung verpflichtet.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Bundesregierung zwecks Abgleich mit den Lagebeurteilungen des Verteidigungsministeriums und der Bundeswehrführung auch noch Meinungen unabhängiger Fachleute eingeholt hat.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Fr 3. Jun 2011, 10:48

AlexRE hat geschrieben:Es müssen einfach mehr Kräfte auf die Ausbildung und Ausrüstung der afghanischen Armee und Polizei für die Terrorbekämpfung verwendet werden, damit die europäischen Truppen auf absehbare Zeit abgezogen werden können. Da liegen die eigentlichen


Das sehe ich vollkommen anders Alex! Ich kann nicht mit einem Partner zusammenarbeiten, auf den ich mich als Soldat nicht verlassen kann.Wie soll unsere Truppe einen Guerillakrieg führen, wo man nie weiss von wo der
Feind kommt, oder ob er sogar neben einem im eigenen Jeep sitzt.
Wer einmal mit Kameraden gesprochen hat , die in Afg Dienst getan haben oder auf Urlaub sind, ich hatte etliche Male die Möglichkeit durch unseren "Freundeskreis der Panzerjägerkompanie 190" in Münster/ Westf. ( alles Reservisten) versteht, wie schwierig es sein muß mit diesem Taliban- Haufen Analphabeten (schlechte Bewaffnung, Sold niedriger als der Sold der Taliban-Kämpfer, Drogenprobleme, keinerlei nennenswert gepanzerte Fahrzeuge, Mangel an Disziplin der geduldet wird, geringe Unterstützung der ISAF mit Munition, etc. etc. etc. ) zusammenarbeiten zu müssen - man kann nur noch den Kopf schütteln.
Eines der größten Fehler der westlichen Länder, die eigene Zivilisation 1:1 in diesem Land abbilden zu wollen, funktioniert nicht; wir werden noch in 10 Jahren im Staub und Geröll dieses Landes hocken und Mrd. an deutschen Steuergeldern( wenn wir noch welches haben) abbrennen. Die Russen haben die Gebirgszüge nicht in den Griff bekommen, die Engländer ebenfalls nicht. Warum sollte es der ISAF gelingen?

Meine Bitte an Frau M..
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Fr 3. Jun 2011, 11:54

Staber hat geschrieben:Eines der größten Fehler der westlichen Länder, die eigene Zivilisation 1:1 in diesem Land abbilden zu wollen, funktioniert nicht; wir werden noch in 10 Jahren im Staub und Geröll dieses Landes hocken und Mrd. an deutschen Steuergeldern( wenn wir noch welches haben) abbrennen. Die Russen haben die Gebirgszüge nicht in den Griff bekommen, die Engländer ebenfalls nicht. Warum sollte es der ISAF gelingen?

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Ich hatte doch auch geschrieben, dass weitergehende Ziele als die Entmachtung der Taliban und Al Qaida politisch und völkerrechtlich nicht legitim und militärisch falsch seien.

Das Hauptziel darf aber nicht aufgegeben werden, man sollte es nur dergestalt verfolgen, dass die stärksten inneren Feinde der Taliban durch den Westen weiter gestärkt und ggfs. durch Einzelaktionen aus schwierigen Situationen befreit werden. Eine dauerhafte Präsenz westlicher Streitkräfte vor Ort ist dafür nicht nötig.

Wenn der Westen aber einfach aufsteckt und den Taliban die Macht in Afghanistan überlässt, hat Bin Laden posthum sein eigentliches Ziel erreicht, das aller Wahrscheinlichkeit der Grund für die Anschläge vom 11. September war. Er wollte vorführen, dass die "Gläubigen" selbst eine Invasion der stärksten westlichen Kräfte zurückgeschlagen können. Dafür hat er die Nato nach Afghanistan gelockt. Das Fernziel ist natürlich, mit diesem Abwehrsieg als politische Trophäe nach der Macht in anderen muslimischen Ländern, insbesondere Saudi - Arabien, zu greifen.

Der Vergleich mit den Niederlagen der Engländer* und der Sowjetunion verbietet sich insofern, diese Invasoren haben wegen der außerordentlichen Schwierigkeiten nur ein imperiales Ziel aufgegeben. Die heutigen westlichen Streitkräfte in Afghanistan unterdrücken dagegen eine globale Aggression, die sich verstärken wird, wenn man den ersten Teilplan der Aggressoren doch noch aufgehen lässt.

*Die Engländer haben seinerzeit den Krieg gegen Afghanistan auch nicht komplett verloren, sie haben nur einige militärische Niederlagen erlitten, aber am Ende fast das halbe Territorium Afghanistans ihrem indischen Kaiserreich einverleibt. Diese Gebiete gehören heute noch zu Pakistan.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Fr 3. Jun 2011, 16:55

AlexRE hat geschrieben:
Staber hat geschrieben:Eines der größten Fehler der westlichen Länder, die eigene Zivilisation 1:1 in diesem Land abbilden zu wollen, funktioniert nicht; wir werden noch in 10 Jahren im Staub und Geröll dieses Landes hocken und Mrd. an deutschen Steuergeldern( wenn wir noch welches haben) abbrennen. Die Russen haben die Gebirgszüge nicht in den Griff bekommen, die Engländer ebenfalls nicht. Warum sollte es der ISAF gelingen?

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Ich hatte doch auch geschrieben, dass weitergehende Ziele als die Entmachtung der Taliban und Al Qaida politisch und völkerrechtlich nicht legitim und militärisch falsch seien.

Das Hauptziel darf aber nicht aufgegeben werden, man sollte es nur dergestalt verfolgen, dass die stärksten inneren Feinde der Taliban durch den Westen weiter gestärkt und ggfs. durch Einzelaktionen aus schwierigen Situationen befreit werden. Eine dauerhafte Präsenz westlicher Streitkräfte vor Ort ist dafür nicht nötig.

Wenn der Westen aber einfach aufsteckt und den Taliban die Macht in Afghanistan überlässt, hat Bin Laden posthum sein eigentliches Ziel erreicht, das aller Wahrscheinlichkeit der Grund für die Anschläge vom 11. September war. Er wollte vorführen, dass die "Gläubigen" selbst eine Invasion der stärksten westlichen Kräfte zurückgeschlagen können. Dafür hat er die Nato nach Afghanistan gelockt. Das Fernziel ist natürlich, mit diesem Abwehrsieg als politische Trophäe nach der Macht in anderen muslimischen Ländern, insbesondere Saudi - Arabien, zu greifen.

Der Vergleich mit den Niederlagen der Engländer* und der Sowjetunion verbietet sich insofern, diese Invasoren haben wegen der außerordentlichen Schwierigkeiten nur ein imperiales Ziel aufgegeben. Die heutigen westlichen Streitkräfte in Afghanistan unterdrücken dagegen eine globale Aggression, die sich verstärken wird, wenn man den ersten Teilplan der Aggressoren doch noch aufgehen lässt.

*Die Engländer haben seinerzeit den Krieg gegen Afghanistan auch nicht komplett verloren, sie haben nur einige militärische Niederlagen erlitten, aber am Ende fast das halbe Territorium Afghanistans ihrem indischen Kaiserreich einverleibt. Diese Gebiete gehören heute noch zu Pakistan.



Jeder vertritt seine eigene Meinung und das ist auch gut so.
Mir ging es in meinem Beitrag überwiegend um das Thema< Partnering-System>.Nur völlig naive Politiker können dieses Konzept des "Partnering" glauben.Der Begriff wurde wohl nur erfunden, damit der Krieg dort etwas schöner klingt.
"Partnering" wirkt wie die Kopfgeburt eines Schreibtisch-Täters, der in seinem ganzen Leben noch keinen einzigen Spähtrupp selbst gelaufen ist. Geschweige denn einen zusammen mit bewaffneten Afghanen, deren Sprache er noch nicht mal versteht.
Wenn ich als Soldat mein Land schon am Hidukusch verteidigen muss , dann bitteschön mit Kameraden auf die ich mich verlassen kann. Man hats gesehen was dabei heraus kommt , wenn es nicht so ist ,wie der Zwischenfall vom 18. Februar am Außenposten "Op North" im Norden des Landes unter anderem.
Habe mal einen Link angefügt
http://www.badische-zeitung.de/ausland- ... 34818.html

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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Fr 3. Jun 2011, 17:25

Staber hat geschrieben:Jeder vertritt seine eigene Meinung und das ist auch gut so.
Mir ging es in meinem Beitrag überwiegend um das Thema< Partnering-System>.Nur völlig naive Politiker können dieses Konzept des "Partnering" glauben.Der Begriff wurde wohl nur erfunden, damit der Krieg dort etwas schöner klingt.
"Partnering" wirkt wie die Kopfgeburt eines Schreibtisch-Täters, der in seinem ganzen Leben noch keinen einzigen Spähtrupp selbst gelaufen ist. Geschweige denn einen zusammen mit bewaffneten Afghanen, deren Sprache er noch nicht mal versteht.
Wenn ich als Soldat mein Land schon am Hidukusch verteidigen muss , dann bitteschön mit Kameraden auf die ich mich verlassen kann. Man hats gesehen was dabei heraus kommt , wenn es nicht so ist ,wie der Zwischenfall vom 18. Februar am Außenposten "Op North" im Norden des Landes unter anderem.
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http://www.badische-zeitung.de/ausland- ... 34818.html

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Mir ging es nur um die Konsequenzen des vollständigen Rückzuges. Von dem Geschwafel hinsichtlich des "Partnering" halte ich auch nichts, das hat schon im Vietnamkrieg nicht funktioniert. Die einheimischen Verbündeten zeigen Schwächen, die sie als alleinverantwortliche Akteure einer Bürgerkriegspartei vermutlich nicht zeigen würden. Sie sind ja die Partner der ausländischen "Besatzer", verlieren dadurch an Ansehen ("Kollaborateure"), müssen befürchten, von den Partnern verheizt zu werden usw. usf.

Das kann man m. M. n. nur vermeiden, wenn man sie massiv verstärkt, die ausländischen Truppen abzieht und sie dann permanent mit Waffen, Munition, Ausbildern und zivilen Versorgungsgütern so stark hält, dass sie den Bürgerkriegsfeind alleine besiegen können. Wenn sie vorübergehend in große Schwierigkeiten kommen, kann man ja nochmal in Einzelaktionen Natokräfte einfliegen lassen, um die Lage wieder zu stabilisieren. Das würden die Taliban nicht so lange durchhalten wie den Guerillakrieg gegen die Ausländer.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Uel » Sa 4. Jun 2011, 15:01

Wenn der Westen aber einfach aufsteckt und den Taliban die Macht in Afghanistan überlässt, hat Bin Laden posthum sein eigentliches Ziel erreicht, das aller Wahrscheinlichkeit der Grund für die Anschläge vom 11. September war. Er wollte vorführen, dass die "Gläubigen" selbst eine Invasion der stärksten westlichen Kräfte zurückgeschlagen können. Dafür hat er die Nato nach Afghanistan gelockt. Das Fernziel ist natürlich, mit diesem Abwehrsieg als politische Trophäe nach der Macht in anderen muslimischen Ländern, insbesondere Saudi - Arabien, zu greifen.

Der Vergleich mit den Niederlagen der Engländer* und der Sowjetunion verbietet sich insofern, diese Invasoren haben wegen der außerordentlichen Schwierigkeiten nur ein imperiales Ziel aufgegeben. Die heutigen westlichen Streitkräfte in Afghanistan unterdrücken dagegen eine globale Aggression, die sich verstärken wird, wenn man den ersten Teilplan der Aggressoren doch noch aufgehen lässt.


Hallo Alex,

mit Deiner Analyse stimme ich nicht überein, Dein Begründen eines nicht Aufstecken-Könnens in Afghanistan läuft im Prizip auf eine neue "Domonotheorie" hinaus, wie sie für die Ausweitung des Vietnam-Krieges immer wiede bemüht wurde.
Als intellektuelle Begründer der Domino-Theorie gelten Dean Acheson und John Foster Dulles, Außenminister in den Regierungen Truman und Eisenhower. Der Ruf nach starken Maßnahmen gegen eine Ausdehnung des kommunistischen Blocks traf auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges auf deutliche Zustimmung in der US-Öffentlichkeit, da auch das innenpolitische Klima sehr antikommunistisch dominiert war

http://de.wikipedia.org/wiki/Dominotheorie

Ähnlich wie in der Komunismusfurcht kann heute die Islamfurcht nur diesen überlangen xjährigen Kriegseinsatz befeuern, sonst wäre er schon längst beendet. Den Struckschen Unsinn mit dem "Hindukusch" habe ich nie geglaubt.

Auch die Saudi-Arabien-Illusion halte ich für Traumtänzerei: wenn genügend Saudis die Rückständigkeit ihres Staatsgebildes nicht mehr aushalten können, dann wird aber keine noch so gigantische Eingreiftruppe auf "heiliger moslemischer Erde" die für den Westen so bequemen, anachronistischen Verhältnisse stabilisieren können, der Staat bricht dann so schnell und krachend zusammen, wie wir es uns garnicht vorstellen können. Was glaubst Du, was im Kopf von mittelständigen Saudis vor sich geht, die zu Wochenendstrips nach Dubai fliegen mussen, um mit Freundin oder Ehefrau "Händchen-Haltend" promenieren zu können, sich mal frei zu fühlen. In S-A würde die Sittenpolizei eingreifen.

Wenn man dieses ziellose und effitienzscheuende "Staat-Aufbauen" betrachtet, was über eine Dekade gekostet hat, so wäre ein 2tes mal des Beseitigen eines Talibanregimes billiger gekommen. Man hätte auch den Vorteil, das sie aus der Deckung müssen, wenn sie saatliche Macht organisieren und ausüben wollten.

Der Vergleich der Niederlagen der Engländer und Russen finde ich im wesentlichen Aspekt zutreffend: der Unmöglichkeit in dieser extemen Geographie und einer derart archaisch organisierten Gesellschaft überhaupt eine Besetzung durchführen zu können. Besiegen ist machbar, besetzen wohl kaum. Weder die Briten, noch die Russen, erst recht nicht der Westen ist fähig, einen Abnutzungs-Guerrilla-Krieg zu führen, wo auf der einenn Seite das Leben keinen Wert hat, auf der andern jeder Tote so "wertvoll" dass fast eine Staatstrauer ausgelöst wird. Solch ein Einsatz ist nicht dauerhaft führbar.

Liebe Grüße
von Uel

Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Sa 4. Jun 2011, 15:48

Uel hat geschrieben:Hallo Alex,

mit Deiner Analyse stimme ich nicht überein, Dein Begründen eines nicht Aufstecken-Könnens in Afghanistan läuft im Prizip auf eine neue "Domonotheorie" hinaus, wie sie für die Ausweitung des Vietnam-Krieges immer wiede bemüht wurde.
Als intellektuelle Begründer der Domino-Theorie gelten Dean Acheson und John Foster Dulles, Außenminister in den Regierungen Truman und Eisenhower. Der Ruf nach starken Maßnahmen gegen eine Ausdehnung des kommunistischen Blocks traf auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges auf deutliche Zustimmung in der US-Öffentlichkeit, da auch das innenpolitische Klima sehr antikommunistisch dominiert war

http://de.wikipedia.org/wiki/Dominotheorie

Ähnlich wie in der Komunismusfurcht kann heute die Islamfurcht nur diesen überlangen xjährigen Kriegseinsatz befeuern, sonst wäre er schon längst beendet. Den Struckschen Unsinn mit dem "Hindukusch" habe ich nie geglaubt.


Die Verwandtschaft mit der Dominotheorie ist aber schon sehr entfernt. Glaubst Du wirklich, dass die Al Qaida mit den Anschlägen vom 11. September 2001 keine strategischen Ziele verfolgt hat? Unmittelbar vor den Anschlägen war es ihnen gelungen, den Führer ihrer militärisch stärksten Gegenpartei innerhalb Afghanistans zu ermorden, der zeitliche Zusammenhang ist unübersehbar. Die Amerikaner sollten nach Afghanistan gelockt werden, um ihnen einen Abwehrsieg abzuringen wie zuvor den Sowjets, das glaubten die Taliban und die Al Qeida nach dem Tod von Scheich Massud schaffen zu können. Dieser geplante Abwehrsieg kann natürlich auch nur weitergehenden strategischen Zielen dienen. Das ist eine Frage der Logik und nicht von diffusen Islamängsten bestimmt.

Dass ich keine Angst vor dem Islam habe, weil ich ihn als Gegner der westlichen Welt nicht für voll nehme, schreibe ich schon seit Jahren regelmäßig im Netz. Im Vergleich zu den nuklear bewaffneten Kommunisten sind diese sich militärisch - technologisch und ökonomisch durch den gewollten Rücksturz ins Mittelalter selbst entwaffnenden Religionsfaschisten ein schlechter Witz.

Das ist aber kein Grund, ihnen den angestrebten Sieg zu schenken, den sie ganz offenkundig als politische Ausgangsbasis für Angriffe auf weitere Positionen - insbesondere Saudi-Arabien - eingeplant haben.

Wie gesagt, ich bin auch für den Abzug der Nato - Truppen, aber erst nach Entwicklung eines strategischen Gesamtkonzepts (so es das noch nicht geben sollte), das eine erfolgreiche Selbstbehauptung der mit dem Westen verbündeten inneren Feinde der Taliban garantiert.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Sa 4. Jun 2011, 19:00

AlexRE hat geschrieben:Wie gesagt, ich bin auch für den Abzug der Nato - Truppen, aber erst nach Entwicklung eines strategischen Gesamtkonzepts (so es das noch nicht geben sollte), das eine erfolgreiche Selbstbehauptung der mit dem Westen verbündeten inneren Feinde der Taliban garantiert.


Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopfe her. Ich will damit sagen, solange Kazai und seine korrupte Truppe an der Spitze dieses Landes sind und das Sagen haben und solange die <Watan-Group>* ein Unternehmen geführt von den Cousins Hamid Kazais , die indirekt Kontakt zu islamistischen Drogenkartellen zu haben. wird das alles nichts am Hindukusch. Das sind für mich die inneren Feinde.
Und zur Erinnerung Hamid Karzai will die Nato nicht mehr in Afghanistan haben: Der Präsident drängt das Verteidigungsbündnis zu einem Ende der militärischen Einsätze. "Ich bitte die Nato und die USA mit Ehre und Demut und nicht mit Arroganz darum, ihre Einsätze in unserem Land zu beenden", sagte Karzai in der östlichen Provinz Kunar . Ich glaube , das war im März diesen Jahres. Also dann <Aufsitzen und Abrücken>Natürlich geordnet!
*Mehr über diese Gruppe http://de.wikipedia.org/wiki/Watan-Group

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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Sa 4. Jun 2011, 19:35

Staber hat geschrieben:Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopfe her. Ich will damit sagen, solange Kazai und seine korrupte Truppe an der Spitze dieses Landes sind und das Sagen haben und solange die <Watan-Group>* ein Unternehmen geführt von den Cousins Hamid Kazais , die indirekt Kontakt zu islamistischen Drogenkartellen zu haben. wird das alles nichts am Hindukusch. Das sind für mich die inneren Feinde.
Und zur Erinnerung Hamid Karzai will die Nato nicht mehr in Afghanistan haben: Der Präsident drängt das Verteidigungsbündnis zu einem Ende der militärischen Einsätze. "Ich bitte die Nato und die USA mit Ehre und Demut und nicht mit Arroganz darum, ihre Einsätze in unserem Land zu beenden", sagte Karzai in der östlichen Provinz Kunar . Ich glaube , das war im März diesen Jahres. Also dann <Aufsitzen und Abrücken>Natürlich geordnet!
*Mehr über diese Gruppe http://de.wikipedia.org/wiki/Watan-Group

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Ich weiß nicht, wo unser Dissens ist. Ich lehne doch auch ab, westliche Soldaten zu opfern, um westliche Demokratie- und Rechtsstaatsvorstellungen nach Afghanistan zwangszuexportieren.

Es muss nur ausgeschlossen werden, dass durch einen Abzug die Taliban wieder an die Macht kommen und damit Bin Ladens ursprünglicher Plan posthum noch aufgeht. Das ist eben m. m. M. n. * (Obergefreite / Korporale sind das Rückgrat jeder Armee) auch ohne Anwesenheit westlicher Truppen in Afghanistan möglich.


* m. m. M. n. = meiner militärfachlichen Meinung nach
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