Israel

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Re: Israel

Beitragvon AlexRE » Do 19. Okt 2023, 16:35

Ich habe nicht geschrieben, dass JEDER Krieg oder jede Geiselnahme von alternativlosen Handlungszwängen bestimmt sei, sondern dass solche Situationen grundsätzlich eintreten könnten und das Israel sich jetzt in einer solchen Situation befände.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Israel

Beitragvon AlexRE » Fr 20. Okt 2023, 05:10

Vorerst wird kein Bösewicht (arabisch: الوغد) mehr die israelische Fahne vor dem Recklinghäuser Rathaus klauen.

Mir persönlich wäre es allerdings lieber, wenn der öffentliche Raum von der Polizei und nicht von Klempnerfirmen geschützt würde.

20231020_033159.jpg
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Re: Russland

Beitragvon AlexRE » Mo 23. Okt 2023, 08:00

Uel hat geschrieben:Es ist ein Drama für die Welt, dass die UN offenbar so diletantisch und machtlos konstruiert ist. Die giftigen Früchte des UN-Unsinns von 1948, quasi ihr erstes Probemenu, bekommen wir ja gerade wieder neu aufgewärmt serviert.


Es gibt noch eine andere völkerrechtliche Legitimation für die Existenz Israels als den angeblich vergifteten UN - Beschluss von 1948, nämlich die schlichte Tatsache, dass es existiert.

Die "normative Kraft des Faktischen" spielt im Völkerrecht eine erhebliche Rolle. Die Hauptfunktion allen Rechts ist es, Frieden zu schaffen und zu sichern. Wer heute existierende Staaten verschwinden lassen will, weil ihre Entstehungsgeschichte von rechtlichen und moralischen Fragwürdigkeiten "vergiftet" ist, beginnt einen verbrecherischen Angriffskrieg, weil der Anspruch gegen andere Menschen, ihre Existenz aufzugeben, keine denkbare rechtliche Grundlage haben kann.

Im Ergebnis heißt das: Solange die Palästinenser das Existenzrecht Israels nicht anerkennen, sind ihre eigenen Rechtsansprüche nur Seifenblasen. In einem totalen Krieg kann man nur siegen oder verlieren, aber keinen Rechtsanspruch auf den Siegerstatus erheben.

Übrigens hätte in Epochen vor der Zeit der UN die Serie von militärischen Niederlagen der Araber gegen Israel dazu geführt, dass überhaupt keine Feinde Israels mehr in Gaza oder auf den Westbanks leben würden. Die kartaghischen Vorfahren der Araber waren nach einer vergleichbaren Serie von Niederlagen gegen Rom einfach weg.

Die alte Methode der "Friedensstiftung" verhindert die heutige Weltgemeinschaft mit ihren Vorstellungen vom Völkerrecht, die angedachten neuen Methoden funktionieren aber anscheinend nicht. So werden Kriegsszenarien, die früher durch militärische Entscheidungen irgendwann beendet wurden, auf unbestimmte Zeit fortgeschrieben. Das ist wirklich vergiftet.
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Re: Russland

Beitragvon Uel » Mo 23. Okt 2023, 19:29

:D
Die kartaghischen Vorfahren der Araber waren nach einer vergleichbaren Serie von Niederlagen gegen Rom einfach weg.


Ein Widerspruch in sich selbst :idea: , aber ich weiß, was Du meinst, Alex.


Nach der "normativen Kraft des Faktischen" hätten die Kolonialmächte also ihre Kolonien niemals aufgeben müssen, besonders eine der älteste (1575)*** unter ihnen aus Europa, Macao (Portugal).

*** Quelle: Europa, das Meer und die Welt von Jürgen Elvert und natürlich: Wiki
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Re: Russland

Beitragvon AlexRE » Di 24. Okt 2023, 06:28

Uel hat geschrieben: :D
Die kartaghischen Vorfahren der Araber waren nach einer vergleichbaren Serie von Niederlagen gegen Rom einfach weg.


Ein Widerspruch in sich selbst :idea: , aber ich weiß, was Du meinst, Alex.


Ich meine mit "weg" natürlich das Ende der Militärmacht und Zivilisation Karthagos. Die Nachkommen der Überlebenden waren 800 Jahre paralysiert, bis sie am Aufbau einer neuen mächtigen Zivilisation mitwirken konnten.

Nach der "normativen Kraft des Faktischen" hätten die Kolonialmächte also ihre Kolonien niemals aufgeben müssen,


Der Kolonialimperialismus hat seine Legitimation zunächst aus dem Recht des Stärkeren und dann aus dem eigenen gesetzten Recht der Räuber bezogen. Das hat mit der normativen Kraft des Faktischen überhaupt nichts zu tun. Damit ist ein aus schutzwürdigen Interessen ohne besonderen Akt der Rechtssetzung erwachsenes Recht gemeint und nicht die Sachherrschaft von Räubern.

Andersrum formuliert: Man kann diese Interessen nicht übergehen, ohne ein schweres Unrecht zu begehen. Das Unterlassen von Unrecht impliziert sozusagen die Anerkennung bzw. Schöpfung des neuen Rechts. Das Existenzrecht eines Staatsvolkes, das nun einmal da ist, gehört eindeutig in diese Kategorie, auch wenn man die formelle Rechtssetzung durch die junge (und deiner Meinung nach infantile) UNO nicht anerkennen will.
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Re: Israel

Beitragvon Uel » Mi 25. Okt 2023, 20:09

Ich habe nicht geschrieben, dass JEDER Krieg oder jede Geiselnahme von alternativlosen Handlungszwängen bestimmt sei, sondern dass solche Situationen grundsätzlich eintreten könnten und das Israel sich jetzt in einer solchen Situation befände.

Alternativlos ist meist eine verdächtige Sache. Der Haken an dieser speziellen Sache ist, dass es keine "normale" Geiselnahme ist, sondern eine durch Guerrillakrieger in dichtest bevölkerten Gebiet. Das Problem der Geuerrilla-Taktik ist ja gerade, dass man nicht erkennen kann, wer einfache Bevölkerung und wer Guerrilla. Daher ist es völliger Unsinn, wenn israelische Politiker völlig maßlos von ausradieren der Hamas sprechen. Das kann man nur, wenn man inkauf nimmt, Tausende von unschuldigen und unbeteiligten Menschen zu opfern.

Dabei ist selbst "unbeteiligt" ein sehr relativer Begriff: Wenn jemand gegen die Hamas war und nun zerbombt Israel ihm sein Haus, weil fälschlich Hamas dort vermutet wurde, dann gehört schon sehr viel dazu, danach nicht Israelis zu hassen, - oder? Das werden dann auch keine juristische oder volkerrechtliche Begründungsübungen ändern können. Und ob das Mitfühlen der Araber in andern Ländern dann korrekt ist oder nicht, ist für die machtpolitischen Konsequenzen im arabischen oder islamischen Raum völlig irrelevant. Da hat der UN-Generalsekretär völlig recht, auch wenn sich die egozentrische westliche Welt noch so sehr aufregt. Es geht z.B. nicht an, dass Israel 2 Millionen Menschen auffordert, sich aus Sicherheitsgründen im Süden zu versammeln und dann wird der dennoch bombardiert.

Wir als Deutsche sollten uns in Sachen Israel für befangen erklären und nicht in die vorderste Reihe der Diplomatie stürmen, da werden wir vermutlich von Israelis wie von Arabern aus unterschiedlichen Perspektiven als voreingenommen oder unseriös betrachtet.

Wenn wir zu Recht Nazis als Kriegsverbrecher verurteilen, die willkürlich ein Vielfaches an Menschen zusammentrieben und ermodeten, weil sie einer Anzahl an Widerstandskämpfer dort aus ihrem Ort nicht habhaft werden konnten, dann müssen auch Israelis genau aufpassen, dass sie nicht vom Opfer zum Täter werden. Da sind genau recherchierte "chirurgische" Eingriffe zielführender als Flächenbombardements und Großangriffe, worauf aber die kathastrophengeile Medienwelt seit Tagen wartet: wann geht der Großangriff endlich los, ... oder Israel startet immer noch nicht den ...


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Re: Israel

Beitragvon AlexRE » Do 26. Okt 2023, 07:09

Uel hat geschrieben:
Ich habe nicht geschrieben, dass JEDER Krieg oder jede Geiselnahme von alternativlosen Handlungszwängen bestimmt sei, sondern dass solche Situationen grundsätzlich eintreten könnten und das Israel sich jetzt in einer solchen Situation befände.

Alternativlos ist meist eine verdächtige Sache. Der Haken an dieser speziellen Sache ist, dass es keine "normale" Geiselnahme ist, sondern eine durch Guerrillakrieger in dichtest bevölkerten Gebiet. Das Problem der Geuerrilla-Taktik ist ja gerade, dass man nicht erkennen kann, wer einfache Bevölkerung und wer Guerrilla. Daher ist es völliger Unsinn, wenn israelische Politiker völlig maßlos von ausradieren der Hamas sprechen. Das kann man nur, wenn man inkauf nimmt, Tausende von unschuldigen und unbeteiligten Menschen zu opfern.

(...)


Was sollen die Israelis denn in dieser Sotuation machen? Gar nichts, nur den nächsten Terroranschlag abwarten? Oder nur bombardieren und die Versorgung unterbrechen? Das würde sehr wahrscheinlich mehr tote Zivilisten fordern als eine Bodenoffensive gegen den nördlichen Teil Gazas, nachdem den Zivilisten Zeit zur Flucht in den nicht betroffenen Süden gegeben wurde.

Wenn eine militärische Maßnahme dringend erforderlich ist und zivile Opfer auf ein unvermeidliches Minimum reduziert werden, sind die verbleibenden zivilen Opfer sogar mit dem heute geltenden Kriegsvölkerrecht vereinbar. Das hatte ich seinerzeit auf Seite 15 unseres Afghanistan - Threads geschrieben:

AlexRE hat geschrieben:Der Begriff "Kollateralschaden" ist kein verunglückter sprachlicher Verharmlosungsversuch, dafür wird er nur allgemein gehalten. Tatsächlich handelt es sich um einen zentralen Begriff des aktuellen Kriegsvölkerrechts, der nach dem 2. WK eingeführt wurde. In diesem Krieg hat sich nämlich herausgestellt, dass sich an die damals geltenden absoluten Verbote der Schädigung von Zivilisten usw. überhaupt niemand gehalten hat, weil selbst die kriegführenden Rechtsstaaten jede Missachtung dieser Regeln mit einem sich aus militärischen Notwendigkeiten ergebenden übergesetzlichen Notstand begründet haben.

Diesen rechtsfreien Raum wollte man danach durch neue Regeln ausfüllen, wann welcher Kollateralschaden zulässig ist und wann nicht. Der Begriff dient also nicht der Verharmlosung, sondern der Schadensminderung.

Detailliert:

https://www.researchgate.net/publicatio ... lkerrechts


viewtopic.php?f=68&t=4490&start=140#p124379

Es fordert natürlich spontanen Widerspruch heraus, wenn man dem Schutz völlig unschuldiger und wehrloser Zivilisten in Extremsituationen eine nachrangige Priorität zuweist. Die Alternative wäre allerdings, Schwerstverbrechern aller Art, ob mit oder ohne Staatsmacht, eine absolute Waffe in die Hand zu geben. Sie müssen sich nur hinter menschlichen Schutzschilden verstecken, dann kann sie niemand mehr wirksam bekämpfen.

Ich möchte wirklich in keiner Situation, in der das alles eine Rolle spielt, irgendeine Mitverantwortung tragen. Ich maße mir aber auch kein Urteil über die Menschen an, denen so eine Verantwortung aufgebürdet wird.
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Re: Israel

Beitragvon maxikatze » Mo 30. Okt 2023, 13:19

Israels Sicherheit war doch mal "Staatsräson, oder hat sich daran plötzlich etwas geändert? Wie weit die sogenannte Staatsräson geht, sehen wir am UNO-Abstimmungsergebnis.
Auf jeden Fall sollte keiner dieser Hühner nochmal das Wort im Zusammenhang mit Israels Sicherheit in den Mund nehmen.
https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... e2f4b93a95
Olaf Scholz verteidigt deutsche Enthaltung bei Uno-Abstimmung
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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Re: Israel

Beitragvon AlexRE » Mo 30. Okt 2023, 18:02

Eine der von der Hamas entführten deutschen Geiseln ist tot:

https://www.spiegel.de/ausland/shani-lo ... cd7ec7d4cf
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Re: Israel

Beitragvon Uel » Di 31. Okt 2023, 20:43

Als befangen in Sachen Israel sollte sich Deutschland immer in der UN der Stimme enthalten, wenn es um Israel geht. Das Gleiche, wenn es je noch einen palestinensischen Staat geben sollte.

Was allerdings wirkliche humanitäre materielle Unterstützung angeht, da sollte Deutschland in Israel immer bei den Ersten sein.

Denn das Problem ist, dass wir nach dem Unrecht an Juden mit der Zeit Gefahr laufen, aus blinder Solidarität auch noch zusätzlich daraus Unrecht an Palistinensern zu tun.
Wir sind und werden immer in Bezug zu den Juden befangen sein, Wiedergutmachung ist eine perverse Vorstellung, denn es ist nichts " wieder gut zu machen", denn das Grauen ist unwideruflich geschehen.
Es geht und wird ewig um Anerkennung der Schuld gehen, welche die Nazis angehäuft haben.
Liebe Grüße
von Uel

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