Ukraine

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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » So 27. Nov 2022, 13:26

Staber hat geschrieben:https://www.stern.de/politik/ausland/erich-vad--ukraine-erobert-krim-und-donbas-nur-mit-nato-unterstuetzung-32944962.html

Moin!
Ich finde es immer toll, so bald Generale in den Ruhestand gehen haben Sie eine Meinung!!! Im aktiven Dienst hat man ja noch die Hoffnung auf einen Stern mehr, darum sagt man dort nichts !!
Andersherum kann ich dem dem General nur zustimmen! Ich wurde zwar nur als Stabsunteroffizier entlassen, doch eins ist sicher: militärstategisches Denken, kühl und rational ist der Schlüssel!


Herr Vad war schon im aktiven Dienst Parteipolitiker und ist das heute noch. Von der kühlen Rationalität dieser Art von (Politik-) Profis würde ich nicht allzu viel Hilfestellung bei irgendeiner Art von Wahrheitsfindung erwarten.

Dieser Experte hat schon in der Vergangenheit die Chancen der Ukraine kleingeredet, gibt das in dem obigen Video sogar notgedrungen zu, macht aber genauso weiter, während sein Parteikumpel Merz die Ukrainer als Sozialtouristen verleumdet (was auf viele von Merkels Gästen zutrifft, nicht aber auf die ukrainischen Frauen und Kinder, die sich hierher geflüchtet haben).

Was immer die Intention dieser Propagandalinie ist, das Gerede von Parteibuchapparatschiks hat niemals etwas mit kühl - rationalem militärstrategischen Denken zu tun.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » So 27. Nov 2022, 20:18

Herr Vad war schon im aktiven Dienst Parteipolitiker ...


Lieber Alex, Du wirst lange brauchen, bis Du den absolut neutralen und unparteiischen Menschen in Sachen Russland gegen die Ukraine finden wirst. Und ob Du den je in Deutschland finden kannst, erscheint mir eher unwahrscheinlich. Jeder wird seine Leitbilder, Sympathien, wirtschaftliche Prioritäten oder Ideologien mitschleppen. Sollte Herr Vad allgemein bekannt parteilich gebunden sein, was mir nicht bekannt war, so finde ich das besser und karer, als wenn jemand durch Interssenslagen gebunden ist, die aber verdeckt hält.
Für mich ist es völlig egal, aus welchem politischen Lager Stimmen kommen, Hauptsache ich kann sie als stimmig nachvollziehen. Daher finde ich Deine Replik ungewohnt schwach: weil er der CDU nahe steht, müssen seine mehrfachen Argumente falsch sein, oder was?

Argumente: ein Wintereinbruch wird wahrscheinlich auch dieses Jahr eintreffen, den die Ukrainer im Gegensatz zu Russen in zerstörten Infrastrukturen aushalten müssen, Ukrainer müssen ihren Nachschub aus teilzerstörtem Versorgungsgebiet organisieren, Russland aus unzerstörtem Gebiet,
Ukrainische Truppen sind immer noch nicht nachhaltig auf russischem Gebiet zum psychologischen Angriff auf russische Kriegsmoral, die Nato wird ihr Superkriegsmaterial nicht liefern aus Sorge eigener Entblößung und wegen Eigensicherung,
Russland hat die Mittel, die ukrainische Infrastuktur zu zerstören,- wieso die Ukraine nicht? China, Indien etc. haben sich immer noch nicht von Russland distanziert und Boykotte begonnen, Nachschub und Geld scheint immer noch zu fließen ... und wenn nichts mehr geht bei den Russen - Russland ist "notfalls" Atommacht.

Hat man einen guten Lauf, so sollte man ihn in Verhandlungen konservieren, denn es könnte wieder anders kommen, so vertsehe ich den General.

Frage mich, was hier Fakten sind und was Parteipolitik sein soll?

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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » So 27. Nov 2022, 20:43

Umgekehrt, die Argumente Vads sind schwach und ich erkläre das mit der CDU - Mitgliedschaft. Merz hat auch erst kürzlich gegen ukrainischen "Sozialtourismus" agitiert. Da das in der Sache Blödsinn war, muss es politische Gründe dafür geben.

Die Frage, warum die Ukraine die russische Infrastruktur nicht angreift (was sie mit der Krimbrücke durchaus getan hat), ist leicht zu beantworten: weil der Westen nur defensive Waffen liefert. Die werden aber verhindern, dass Putin die ganze Ukraine erobern kann, und wenn der Krieg noch Jahre dauert.

Für Verhandlungen wäre es vielleicht jetzt ein guter Zeitpunkt, wenn auf beiden Seiten Verhandlungsbereitschaft bestünde? Aber was bedeutet es für diese Perspektive, wenn Russland ukrainische Gebiete annektiert, die es absehbar nur noch für kurze Zeit halten kann? Ich bin da pessimistisch. Dennoch sollte der Westen auf ständiger Verhandlungsbereitschaft seitens der Ukraine bestehen.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Mo 28. Nov 2022, 12:57

Alex, Du vernebelst: Pauschal zu sagen, die Argumente des andern seien schwach und nicht zu sagen was warum, das ist allerdings schwach.

Die Frage, warum die Ukraine die russische Infrastruktur nicht angreift (was sie mit der Krimbrücke durchaus getan hat), ist leicht zu beantworten: weil der Westen nur defensive Waffen liefert. Die werden aber verhindern, dass Putin die ganze Ukraine erobern kann, und wenn der Krieg noch Jahre dauert.


Mein Argument hast Du da nicht voll umfänglich zu Kenntnis genommen: Mit russischer Infrastruktur angreifen meine ich nicht Superflugzeuge und Raketenspitzentechnik sondern Sabotageaktionen von Spionen und eingesickerten Kämpfern. Wie leicht kann man Zeitzünder an Überlandleitungen und oberflächennahe Gasleitungen anbringen, sodass die Moskauer und St.Petersburger Bevölkerung durch Strom- und Gasausfälle beigebracht bekommt, dass sie sich im Krieg befinden und nicht nur Russland einen militärisch zwar kostspieligen blutigen aber dennoch fernen Auslandseinsatz absolviert. In Kriegen haben sonst doch auch immer Partisanen, Saboteure und Agenten den eingebildet Starken und Unverletzlichen das Leben schwer gemacht. Und in Sachen Ukrainekrieg müsste das besonders leicht fallen, da viele Ukrainer Russisch als 2. Muttersprache sprechen und viele zeitweilig in Russland gelebt haben oder beruflich haben leben müssen. Ein Dutzend Blackouts verteilt auf russische Megastädte würde Putin mehr Schläflosigkeit bringen als tausend russische Gefallene.

Ein Diskutant bei Talk im Hangar hat eine Interessante Theorie: drei Bedingungen müssten erfüllt sein, für möglichen Waffenstillstand und nachfolgenden Friedensverhandlungen: die Ukraine, Russland UND EUROPA müssten einen harten Zusammenbruch erleben, damit die Diplomatie in Bewegung käme. Ein möglichst kurzer aber aufrüttelnder Blackout wäre es mir schon wert, wenn dann die Menschen endlich wieder zu Verstand kämen.

https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa-29cffpyb91w11/

Liebe Grüße
von Uel

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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Mo 28. Nov 2022, 13:32

Ich verneble Argumente des Herrn Vad? Ich habe doch dargelegt, dass er mit seiner Einschätzung der Schwäche der Ukraine falsch gelegen hat und trotzdem so weitermacht. Warum ich die Forderung nach Verhandlungen für richtig, aber weitestgehend aussichtslos halte, habe ich auch begründet.

Deinen Vorschlag, die russische Infrastruktur anzugreifen, hatte ich gar nicht als solchen verstanden. Das las sich für mich wie eine technische Frage, warum die Ukrainer das nicht machen.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Mo 28. Nov 2022, 19:21

Ich verneble Argumente des Herrn Vad? Ich habe doch dargelegt, dass er mit seiner Einschätzung der Schwäche der Ukraine falsch gelegen hat und trotzdem so weitermacht. Warum ich die Forderung nach Verhandlungen für richtig, aber weitestgehend aussichtslos halte, habe ich auch begründet.

Deinen Vorschlag, die russische Infrastruktur anzugreifen, hatte ich gar nicht als solchen verstanden. Das las sich für mich wie eine technische Frage, warum die Ukrainer das nicht machen.


Vad hat seine falsche Einschätzung, wie so viele andere auch zu Beginn des Krieges, nachher offen zugegeben und erklärt. Jetzt erklärt er auch die von uns hier aus der Ferne erkennbaren Sachverhalte und seine logischen Schlussfolgerungen daraus. Die scheinen nicht so abwegig, als dass sie nicht ähnlich vom höchsten kommandierenden US-General so geäußert werden.

Mir steht es nicht an, der Ukraine einen Vorschlag zu machen. Ich kann mich hier in Deutschland nur wundern, warum die Ukraine den Krieg nicht auf russischen Boden "exportieren " kann, um Kriegsmüdigkeit und Murren der russischen Bürger zu erzeugen. Über den Grund kann ich nur spekulieren, ob es Schwäche ist, genügend national Begeisterte zu finden, die dieses große Risiko der Operation im Feindesland auf sich nehmen, oder ob es Stärke und Disziplin ist, die Willigen an Taten in Russland zu hindern um die Welt propaganda- und pr-mäßig sicher und weiterhin nachhaltig auf ukrainischer Seite zu halten.
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Mo 28. Nov 2022, 20:20

Sehr wahrscheinlich ist das von den westlichen Unterstützern so gewollt. Die wollen den Konflikt mit der Atommacht Russland nicht unnötig eskaliern und wenn russische Städte so systematisch angegriffen würden wie derzeit die ukrainischen, würde Putin unter innenpolitischen Druck geraten und unberechenbar werden.
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Re: Ukraine

Beitragvon Uel » Fr 9. Dez 2022, 14:23

Höhepunkt der Perversion für ziviles Miteinander ist die folgende Meldung: https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100086798/ukraine-krieg-stadt-der-kollaborateure-wollten-uns-zu-russen-umerziehen-.html

kurzer Sachverhalt, wie er aus dem Artikel hervor geht:

am 24. Feb. hätten 20 ukrainische Panzer Kupjansk in der Ostukraine in Richtung Westukraine kampflos verlassen,
am 27. Feb. hätten die Russen Bürgermeister Matsehora ein Ultimatum gestellt: kampflose Übergabe oder Zerstörung,
man entschied sich für Übergabe, da Panzer anrückten und Jets kreisten und es fiel kein einziger Schuss,
jetzt, da Russen kampflos abzogen und Ukrainer kampflos einrückten ist der Bürgermeister Feigling und Verräter.

Wenn jemand feige und verräterisch war, dann die ukrainische Armee, die den Ort für zu unbedeutend hielt für die Verschwendung einer einzigen Patrone und ihn völlig wehrlos zwecks taktischer Frontbegradigung dem Feind überlies.

Dass da jemand überhaupt auf die Worte Feigling und Verräter kommen kann, zeigt wie pervers das Denken Kriegsgeiler inzwischen durch PR und Propaganda aufgepeitscht wurde und dass es unseeliger Weise vermutlich einen harten Winter braucht, um die Gemüter abzukühlen und ausreichend Kriegsmüdigkeit zu produzieren, damit nicht Heisssporne unzähligen Zivilisten den Tod bringen und kulturellen Reichtum von Jahrhunderten leichtfertig in Schutt und Asche verwandeln.

Ich möchte nicht wissen, wieviele bundesrepublikanischen Kriegsdienstverweigerer beim Boom dieser Spezies in den 70ern und 80ern vor den bundesdeutschen Prüfungskommissionen versicherten, immer genau wie der Bürgermeister handeln zu werden und niemals für unklare allgemeine Situationen von der Waffe Gebrauch zu machen. Ich habe den Verdacht, dass genau diese jetzt die kriegsgeilsten Töne in unserm Lande spucken, denn DIE GUTEN haben ihren Standpunkt geändert: der Gute kämpft jetzt bis zur letzten Patrone mit der verbrannten Erde um ihn herum. War da nicht mal etwas, vor 77 Jahren?

Das Gute für die Guten: sie werden mit größter wahrscheinlichkeit niemals in die Lage kommen, dass das schicksal ihre sprüche überprüft, denn der einzige Joker, den der Zivilist nur hat, ist passiver Widerstand.
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Re: Ukraine

Beitragvon AlexRE » Fr 9. Dez 2022, 14:53

Für die kampflose Übergabe der Stadt nach Abzug der regulären ukrainischen Truppen wird ganz sicher niemand belangt werden. Schließlich will die Ukraine in die EU und da könnte jede Art von Willkürakt zum Stolperstein werden.

Allenfalls Fälle von Kollaboration während der Besatzungszeit könnten in Gerichtsverfahren aufgearbeitet werden, aber auch da werden die Ukrainer die Grenzen der Rechtsstaatlichkeit nicht sprengen.
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Re: Ukraine

Beitragvon maxikatze » Sa 10. Dez 2022, 22:03

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