(Cyber-)Crime - (Daten-)Sicherheit - Schutz nicht nur im Net

Hier können aktuelle Themen getrennt voneinander auf gesonderten threads erörtert werden.

Was tun gegen Hass im Netz?

Beitragvon Excubitor » Di 14. Dez 2021, 00:28

Herüberkopiert vom Täglich(über)leben-Forum und
für dieses bei ein paar Formulierungen im Kommentar angepasst


SZ.de - "13. Dezember 2021, 10:28 Uhr - Hass im Netz: Login in die Falle"

"Was tun gegen anonyme Hetzer auf Social Media? Dass alle ihre Namen offenbaren müssen, lehnt die Ampelkoalition ab. Netzaktivisten haben einen anderen Vorschlag.

Immer wieder geistert dieser eine Vorschlag durch die netzpolitische Landschaft: Klarnamenpflicht. [...] Jeder müsste online unter seinem echten Namen schreiben, statt sich hinter einem Pseudonym verstecken zu können. Wie sonst solle man im Kampf gegen Hass und Hetze in sozialen Medien die Identität von beleidigenden, pöbelnden oder drohenden Nutzern feststellen? Vergangene Woche erst hat der Bundesgerichtshof darüber beraten, ob Facebook berechtigt ist, die Accounts von Usern ohne echten Namen zu sperren - eine Entscheidung soll im Januar fallen.

Netzaktivisten aber kämpfen gegen diese Idee. Die Klarnamenpflicht "würde die Voraussetzungen für freie Meinungsäußerung einschränken, übrigens nicht nur für Dissidenten und Whistleblower, sondern für uns alle ", sagt Henning Tillmann, Co-Vorsitzender des Digitalpolitik-Thinktanks D64. "Es muss die Möglichkeit geben, anonym aufzutreten." Eine Klarnamenpflicht komme ähnlich wie die anlasslose Vorratsdatenspeicherung einem Pauschalverdacht gleich, weil sie alle beträfe - und nicht nur die, die potenziell strafrechtlich Relevantes schreiben.

Selbiges gelte für die "Identifizierungspflicht", sagt Tillmann, mit der Nutzer zwar nicht unter ihrem echten Namen posten, ihn aber bei den Plattformen hinterlegen müssen. Solch eine "Riesensammlung persönlicher Daten bei privaten Konzernen" mache diese zu attraktiven Angriffszielen.

D64 hat deshalb eine Alternative ersonnen, die es nun auch auf Seite 109 des Ampel-Koalitionsvertrags geschafft hat: die "Login-Falle". Mit ihrer Hilfe sollen Nutzer Beiträge direkt bei der Polizei anzeigen können. Diese müsste dann prüfen, ob ein Anfangsverdacht auf eine Straftat besteht, und nötigenfalls veranlassen, dass der Plattformbetreiber die Login-Falle scharf stellt: Logt sich der Verfasser dann erneut mit seinem Account ein oder zeichnet die App im Hintergrund weiter Daten auf, wird die IP-Adresse abgefangen. Mit der kann die Polizei vom Telekommunikationsanbieter die Identität erfragen.

[...]"

Siehe mehr dazu unter der Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/politik/log ... errer=push


Kommentar

Ich vermag da keine Lösung zu erkennen. Die Nutzung von VPN-Technik beim Einloggen oder
Hinterlassen eines Kommentars unterläuft das Ansinnen über die IP an die Täter zu kommen
zu nahezu 100%. Das sollten die Computerspezialisten aber eigentlich wissen.
Das Statement des Think-Tank-Leiters, das würden die meisten der Hetzer vergessen, kann
ich wirklich nicht nachvollziehen. Ich leite ein harmloses Gesundheits- und Gesellschaftsforum
wie das Täglich (über)leben-Forum. Und schon dort hat sich bislang die überwiegende Mehrzahl
der an einer Mitgliedschaft Interessierten versucht über VPN oder zweifelhafte Internetseiten
anzumelden. Das sagt eigentlich alles. Solche Leute werden dort schon bei der Anmeldung von
mir überprüft und in dem Fall gar nicht zugelassen. Problem erledigt.

Auch das Gewinsel um eine Einschränkung der Meinungsfreiheit vermag ich in dem Fall nicht
nachzuvollziehen. Jede Freiheit beinhaltet auch Pflichten. Was soll das für eine Meinungsfreiheit
sein, wenn der, der die Meinung äußert nicht zu dieser Meinung steht, was er nur unter seinem
Klarnamen wirklich tut. Das kann als Begründung für eine Alias-Nutzung so also nicht herhalten.
Jedoch kann einem auch in einer Demokratie die Wahrheit auszuschreiben jede Menge Ärger
einbringen. Nur unter diesem Selbstschutzaspekt würde ich die Argumentation für eine Zulassung
von Alias-Namen bei der Nutzung von Internetportalen befürworten. Schließlich nutze ich genau
aus diesem Grund ja selbst einen.
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Bei Telegram schert man sich einen Sch... um deutsches Recht

Beitragvon Excubitor » Mi 15. Dez 2021, 14:31

FAZ.net+ - "HASS IM INTERNET: Den Sumpf trockenlegen"

"Telegram, so viel ist klar, hat vor der Bundesrepublik keinen Respekt. Der Messengerdienst hält sich nicht an deutsches Recht und reagiert auf Ersuchen deutscher Behörden, wenn überhaupt, nach Gutdünken. Das hat er gemein mit einem Teil der Nutzer, die dort Verschwörungstheorien über Impfungen verbreiten, gegen das demokratische System hetzen und sogar zum Mord an Politikern aufrufen.

Gegen Telegram läuft seit April ein Bußgeldverfahren. Dem Bundesamt für Justiz ist es bisher aber noch nicht einmal gelungen, ein Anhörungsschreiben zuzustellen. Den Firmensitz hat das Unternehmen, das 2013 von zwei russischen Brüdern gegründet wurde, offiziell in Dubai. Zuvor firmierte es unter Adressen in London, Berlin und Singapur. Das Bundesamt wollte Telegram ermahnen, sich an die deutschen Gesetze zu halten. Das Schreiben wurde über die deutsche Botschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten an das dortige Außenministerium geschickt. Wo es jetzt liegt, weiß man nicht. Eine Antwort von Telegram steht aus.

[...]"

Mehr dazu unter der Quelle, leider nur unter Bezahlschranke:
https://www.faz.net/aktuell/politik/tel ... 4dEXcxZadw


Kommentar

Es ist schon lange klar, dass der Internetsumpf trockengelegt werden muss. Jedoch hat man hier,
wie auch in vielen anderen Sachzusammenhängen, schon viel zu lange gewartet. Auch das scheint
etwas, das in der Politik nicht kapiert wird. Je länger man wartet, um so schwieriger wird die
Situation für einen selbst, die Sachlage noch einigermaßen bereinigen zu können. Schon mit dem
Versuch, solche Leute ermahnen zu wollen, gibt sich der/die Ermahnende der Lächerlichkeit Preis.
Da schlagen sich die Adressaten der Ermahnung bestenfalls vor Lachen auf die Schenkel. Da müssen
schon konsequente und harte Maßnahmen her, um dort etwas zu bewirken, ob einige Nutzer nun
jammern oder nicht.
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Re: Bei Telegram schert man sich einen Sch... um deutsches Recht

Beitragvon Staber » Mi 15. Dez 2021, 16:59

Excubitor hat geschrieben:FAZ.net+ - "HASS IM INTERNET: Den Sumpf trockenlegen"

"Telegram, so viel ist klar, hat vor der Bundesrepublik keinen Respekt. Der Messengerdienst hält sich nicht an deutsches Recht und reagiert auf Ersuchen deutscher Behörden, wenn überhaupt, nach Gutdünken. Das hat er gemein mit einem Teil der Nutzer, die dort Verschwörungstheorien über Impfungen verbreiten, gegen das demokratische System hetzen und sogar zum Mord an Politikern aufrufen.

Gegen Telegram läuft seit April ein Bußgeldverfahren. Dem Bundesamt für Justiz ist es bisher aber noch nicht einmal gelungen, ein Anhörungsschreiben zuzustellen. Den Firmensitz hat das Unternehmen, das 2013 von zwei russischen Brüdern gegründet wurde, offiziell in Dubai. Zuvor firmierte es unter Adressen in London, Berlin und Singapur. Das Bundesamt wollte Telegram ermahnen, sich an die deutschen Gesetze zu halten. Das Schreiben wurde über die deutsche Botschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten an das dortige Außenministerium geschickt. Wo es jetzt liegt, weiß man nicht. Eine Antwort von Telegram steht aus.

[...]"

Mehr dazu unter der Quelle, leider nur unter Bezahlschranke:
https://www.faz.net/aktuell/politik/tel ... 4dEXcxZadw


Kommentar

Es ist schon lange klar, dass der Internetsumpf trockengelegt werden muss. Jedoch hat man hier,
wie auch in vielen anderen Sachzusammenhängen, schon viel zu lange gewartet. Auch das scheint
etwas, das in der Politik nicht kapiert wird. Je länger man wartet, um so schwieriger wird die
Situation für einen selbst, die Sachlage noch einigermaßen bereinigen zu können. Schon mit dem
Versuch, solche Leute ermahnen zu wollen, gibt sich der/die Ermahnende der Lächerlichkeit Preis.
Da schlagen sich die Adressaten der Ermahnung bestenfalls vor Lachen auf die Schenkel. Da müssen
schon konsequente und harte Maßnahmen her, um dort etwas zu bewirken, ob einige Nutzer nun
jammern oder nicht.


Moin Excubitor!
Anmerkung " Wer den Sumpf trocken legen will, sollte erst die Frösche fragen" Ironie aus .
Ein respektvoller und friedlicher Umgang miteinander ist nicht nur offline, sondern auch im Netz wichtig, damit sich jede und jeder, der online unterwegs ist, wohlfühlt.
Leider sieht das im realem Leben anders aus .
Bereits jeder fünfte Internet-Nutzer ist schon einmal Opfer von Hate Speech geworden. Können wir etwas gegen Hasskommentare tun? Und welche Strafen müssen Verfasser befürchten? In unserem neuen Wissen Was – Video geben Max-Planck-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Antworten.

Link
"Wir werden Ambos ,wenn wir nichts tun um Hammer zu sein."
Fürst Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (1815-1898)

Gesund bleiben !
Gruß Staber
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Re: (Cyber-)Crime - (Daten-)Sicherheit - Schutz nicht nur im Net

Beitragvon AlexRE » Mi 15. Dez 2021, 19:28

Die Hemmschwelle im Netz ist so niedrig, dass die Justiz gar nicht alle Fälle ernsthaft verfolgen kann, das sind zu viele. Also wird man im Normalfall abgewimmelt, wenn man so etwas anzeigt. Es sei denn, man ist Hamburger Innensenator, dann reicht eine triviale Beleidigung für eine Hausdurchsuchung:

https://www.zeit.de/hamburg/2021-09/pim ... g-st-pauli
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: (Cyber-)Crime - (Daten-)Sicherheit - Schutz nicht nur im Net

Beitragvon Excubitor » Mi 15. Dez 2021, 19:55

AlexRE hat geschrieben:Die Hemmschwelle im Netz ist so niedrig, dass die Justiz gar nicht alle Fälle ernsthaft verfolgen kann, das sind zu viele. Also wird man im Normalfall abgewimmelt, wenn man so etwas anzeigt. Es sei denn, man ist Hamburger Innensenator, dann reicht eine triviale Beleidigung für eine Hausdurchsuchung:

https://www.zeit.de/hamburg/2021-09/pim ... g-st-pauli



Vor allem, was für Leute sich da beteiligen ist schon erstaunlich. Ich wurde mal von einem, nennen wir ihn
freundlich "Vogel" gemobbt, der sich bei meiner näheren Überprüfung tatsächlich als echter Rechtsanwalt
herausstellte. Da hab ich den einfach mal gefragt, ob seine Kanzlei so schlecht läuft, dass er die Zeit findet,
sich mit derartigem Unfug zu beschäftigen. Das Netz hat sich köstlich amüsiert und schon war Ruhe im Dom.

So leicht wird man die Kandidaten die "hate speech" praktizieren zwar nicht unbedingt los, aber die Tendenz
der eigenen Handlungsweise sollte ähnlich sein. Auf keinen Fall sollte man sich durch so etwas einschüchtern
lassen. Nachgeben heißt in einem solchen Fall, sich selbst zum Opfer machen. Eine mehrfach von mir auf ihre
Funktionstauglichkeit überprüfte Methode ist tatsächlich, zugegeben leicht manipulativ, eine Mehrheit der
Nutzer des jeweiligen Portals in ihrer Meinung gegen den Aggressor zu richten. Dann ist er derjenige, der sich
mit einem Problem herumschlagen muss. Oft funktioniert das, erfordert "nur" eigene starke Nerven ein paar
psychologische Kenntnisse und etwas Übung.
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Erste Festnahme eines Hetzers in Dresden

Beitragvon Excubitor » Do 16. Dez 2021, 00:20

Wie die Vox-Mitternachtsnachrichten gerade gemeldet haben, ist
in Dresden einer der Hetzer, die Morddrohungen gegen den
Ministerpräsidenten über den Messenger-Dienst Telegram verbreitet
haben, in Dresden Festgenommen worden.
Besonders intelligent, was die Computernutzung betrifft, kann der
also nicht gewesen sein.
Außerdem ist dabei wieder festzustellen, dass die Ermittlungsarbeit
wenn es gegen Politiker geht, anscheinend funktioniert. Wird ein
"Normalbürger" bedroht, kann dieser froh sein, wenn irgendein
Ermittlungsbeamter oder Staatsanwalt überhaupt einen Kugelschreiber
hochnimmt und einen Aktendeckel öffnet..., wie auch Alex hier schon
mehrfach bemängelt hat. Schönen Gruß vom Mythos Rechtsstaat.
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