Sammelthread "Weitere aktuelle Themen"

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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon AlexRE » Di 24. Jul 2012, 09:29

Livia hat geschrieben:Bislang hatten die Staaten eine Bestnote von "Aaa" mit stabilem Ausblick. Das finnische Spitzenrating sieht Moody's dagegen weiterhin ungefährdet.

Als Grund für die die Überprüfung der drei Ratings nannte Moody's die steigende Unsicherheit über den Ausgang der Schuldenkrise in Europa. Es sei immer wahrscheinlicher, dass Griechenland die Eurozone verlassen müsse, schrieben die Experten.


Klar, die Mithaftung belastet die Bonität der Staaten, die die Rettungspakete geschnürt haben. Die Inhaber der geretteten Vermögen verlangen deshalb jetzt höhere Zinsen von den Rettern, sozusagen Rettungsgebühren, die der Retter den Geretteten zu erstatten hat. :lol:

Das kommt davon, wenn man das Gemeinwesen auf Dauer über Schulden statt über Steuern und notfalls Vermögensabgaben finanziert. Diese Art Kapitalismus qualifiziert sich nur noch durch das Versagen der bisherigen Alternativen und beschädigt die politische Reputation der freien Marktwirtschaft für voraussichtlich sehr lange Zeit.

Allerdings ist heutzutage auch sehr fraglich, ob Ratingagenturen den für die Staaten mit bislang erstklassiger Bonität maßgeblichen Zinssatz noch beeinflussen können. Die Anleger wollen ja zumindest Teile ihrer gewaltigen Vermögen risikolos anlegen und Finnland hat keinen Kreditbedarf in Billionenhöhe. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage setzt der Macht der Ratingagenturen also Grenzen.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon AlexRE » Di 24. Jul 2012, 11:33

Caloderma hat geschrieben:Basiert darauf auch nicht die kap. Marktwirtschaft ? Falls ja, dürfte die auch sehr bald an ihre Grenzen stoßen. Welches Wirtschaftssystem kommt dann ? Wenn Angebot und Nachfrage gesättigt ist, dürfte doch Schluß sein, oder ?


Jedenfalls mit der Allmacht der großen Vermögen ist sofort Schluss, wenn sie nicht mehr von den Steuerzahlern der Industriestaaten abgeschirmt werden. Diese Vermögen sind weltweit über Jahrzehnte hinweg viel schneller gewachsen als die Realwirtschaft. Es gibt schon lange nicht mehr genug solvente Zins- und Mietenzahler, um diese Vermögen durch solide Geschäfte zu erhalten und weiter zu vergrößern. Die Banken und sonstigen Vermögensverwalter waren deshalb zum Zocken gegeneinander gezwungen. Das können sie aber nur solange riskieren, wie die Verlierer wegen ihrer Systemrelevanz von Steuerzahlern aufgefangen werden - was selbstverständlich kein Dauerzustand sein kann und wird.
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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon GasGerd » Di 24. Jul 2012, 12:16

Die USA sind bereits herabgestuft worden und müssen trotzdem keine höheren Zinsen bezahlen:

"Dagegen haben die USA ihre Bestnote bei S&P bereits verloren - und können sich dennoch zu sehr niedrigen Zinsen frisches Geld leihen. Ein Grund dafür ist, dass viele Investoren angesichts der Schuldenkrise in Europa nicht wissen, wohin mit ihren Milliarden."

Eben - die großen Vermögen sind überall auf der Welt über Jahrzehnte hinweg viel schneller gewachsen als die Realwirtschaft. Jetzt sind die solventen Zins- und Mietenzahler extrem knapp geworden. Die Macht der Banken und Ratingagenturen kann sich vielleicht über den Willen der Volkssouveräne der demokratischen Staaten hinwegsetzen, nicht aber über das Gesetz von Angebot und Nachfrage.

Die Besitzer und Verwalter der geretteten Großvermögen würden gerne Rettungsgebühren von den Rettern erheben, werden sie aber nicht kriegen.

Die Unverschämtheit ist an ihre Grenzen gelangt.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/15796754?sp=973#jump
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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon Staber » Di 24. Jul 2012, 20:59

Caloderma hat geschrieben:
AlexRE hat geschrieben:
Livia hat geschrieben:Bislang hatten die Staaten eine Bestnote von "Aaa" mit stabilem Ausblick. Das finnische Spitzenrating sieht Moody's dagegen weiterhin ungefährdet.

Als Grund für die die Überprüfung der drei Ratings nannte Moody's die steigende Unsicherheit über den Ausgang der Schuldenkrise in Europa. Es sei immer wahrscheinlicher, dass Griechenland die Eurozone verlassen müsse, schrieben die Experten.


Klar, die Mithaftung belastet die Bonität der Staaten, die die Rettungspakete geschnürt haben. Die Inhaber der geretteten Vermögen verlangen deshalb jetzt höhere Zinsen von den Rettern, sozusagen Rettungsgebühren, die der Retter den Geretteten zu erstatten hat. :lol:

Das kommt davon, wenn man das Gemeinwesen auf Dauer über Schulden statt über Steuern und notfalls Vermögensabgaben finanziert. Diese Art Kapitalismus qualifiziert sich nur noch durch das Versagen der bisherigen Alternativen und beschädigt die politische Reputation der freien Marktwirtschaft für voraussichtlich sehr lange Zeit.

Allerdings ist heutzutage auch sehr fraglich, ob Ratingagenturen den für die Staaten mit bislang erstklassiger Bonität maßgeblichen Zinssatz noch beeinflussen können. Die Anleger wollen ja zumindest Teile ihrer gewaltigen Vermögen risikolos anlegen und Finnland hat keinen Kreditbedarf in Billionenhöhe. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage setzt der Macht der Ratingagenturen also Grenzen.


Basiert darauf auch nicht die kap. Marktwirtschaft ? Falls ja, dürfte die auch sehr bald an ihre Grenzen stoßen. Welches Wirtschaftssystem kommt dann ? Wenn Angebot und Nachfrage gesättigt ist, dürfte doch Schluß sein, oder ?



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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon Livia » Mi 25. Jul 2012, 08:33

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Moody's senkt Ausblick für Rettungsschirm EFSF

Die Ratingagentur Moody's hat den Ausblick für die Kreditwürdigkeit des Rettungsschirms EFSF auf negativ gesenkt. Zur Begründung verwies die Agentur am frühen Mittwochmorgen auf die Senkung des Ausblicks für Deutschland, die Niederlande und Luxemburg am Vortag.

Alle drei trügen erheblich zum Rettungsschirm bei, hiess es: Allein Deutschland schultere 29,1 Prozent. Bisher bewertete Moody's den Ausblick für den EFSF mit stabil.

http://www.bluewin.ch/de/index.php/24,6 ... Ausblick_für_Rettungsschirm_EFSF/de/news/wirtschaft/sda/
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon DJ_rainbow » Mi 25. Jul 2012, 10:58

So sieht der Postillion das: ;)

Prophet Sankt Moody warnt Deutschland vor dem Zorn der unsterblichen Märkte

New York, Berlin (dpo) - Müssen wir jetzt vor dem Zorn der Märkte zittern? Der heilige Prophet Moody ist am Montagabend aus seiner Höhle in Übersee herausgetreten und hat mit donnernder Stimme verkündet, die allmächtigen Finanzmärkte würden Deutschland schon bald nicht mehr wohlgesonnen sein. Und tatsächlich: Unmittelbar nach der düsteren Prophezeiung, die Laune der Märkte habe sich von "stabil" in "negativ" gewandelt, fielen die Aktien deutscher Banken drastisch.

Die Priester des Finanzministeriums trösteten heute das Volk. Sie deuten den weisen Orakelspruch Sankt Moody's so, dass sich der endgültige Zorn der Märkte in Form höherer Kreditzinsraten durchaus noch abwenden lässt, wenn nur die richtigen Gebete und Mantren aufgesagt werden.

...


http://www.der-postillon.com/2012/07/pr ... hland.html
In der Demokratie mästen sich Sozialisten in Parlamenten. Im Sozialismus hungern Demokraten in Zuchthäusern und Arbeitslagern.

Modi bei http://www.radio-xtream.de

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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon Uel » Mi 25. Jul 2012, 14:26

... möge sich der unendlich weise St. Moodys auch mal England und den Briten zuwenden, die höher verschuldet als Deutschland sind und ausser einseitiger Bankenprodukte Nichts weiter an Realem der Welt zu verkaufen haben und deren Hoffnungen in den Olympia-Tourismus-Boom sich auch nicht erfüllt haben, denn es purzeln derzeit die Übernachtungspreise der Hotels auf breiter Front, denn die normalen Touristen sind wegen Olympia anscheinend nicht gekommen, aber vll. haben sie ja noch Last-Minute-Glück.

Bei einer Finanzkrise ist DAS EUROPÄISCHE FINANZZENTRUM nicht gefährdet, wegen seiner einseitigen Monostruktur? Glauben wir also an die Wunder und Prophezeihungen vom Schein-Heiligen St. Moodys!


gerade von mir erfundene alte Volksweisheit: seine eigene Hütte zündet man als letztes an. :lol: :lol: :lol:
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon Livia » Do 26. Jul 2012, 09:36

7999174,300.jpg
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Moody's senkt Ausblick für 17 deutsche Banken

Moody's legt abermals nach: Die US-Ratingagentur hat am Mittwochabend den Ausblick für die Bonität von 17 deutschen Banken von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Betroffen sind vor allem Landesbanken.

Bei den Instituten handelt es sich etwa um die LBBW oder die HSH Nordbank, aber auch um die staatliche Förderbank KfW und die mit Steuergeldern gerettete IKB Deutsche Industriebank. Diese Häuser verfügen dank der staatlichen Rückendeckung über eine sehr gute Kreditwürdigkeit.

http://www.bluewin.ch/de/index.php/24,6 ... Ausblick_für_17_deutsche_Banken/de/news/wirtschaft/sda/
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Re: Der Fall Griechenland

Beitragvon Uel » Do 26. Jul 2012, 10:37

gelesen bei taz:

http://www.taz.de/Abstufung-Deutschlands-droht/!97956/

Welche Rolle spielt die Staatsverschuldung für Ratings? Sie scheint recht nebensächlich zu sein. Wenn man sich das Rating einzelner Länder ansieht, fällt auf: Länder mit einer ähnlich hohen Staatsverschuldung erhalten unterschiedliche Ratings. So kommen die USA auf eine Staatsverschuldung von 100 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung – trotzdem werden sie von Moody’s mit der Bestnote Aaa versehen. Spanien hingegen hat nur eine Staatsverschuldung von 80 Prozent, wird aber abgestraft – mit einem Baa3, das sind neun Stufen unter den USA. Ähnlich seltsam ist der Vergleich mit Großbritannien: Das Land hat eine Bankenkrise wie Spanien und ist ökonomisch ruiniert. Trotzdem hat es ein Aaa.

Warum stehen die USA und Großbritannien besser da? Anders als die Europäische Zentralbank dürfen die Bank of England und die Fed die Staatsanleihen ihrer Länder aufkaufen. Die Kreditgeber können sicher sein, ihr Geld wiederzusehen. Dies wird belohnt – mit einem uneingeschränkten Aaa.


Mehr über das totsichere Geschäft der Ratings zu lesen bei Heise (Buchbesprechung):

http://www.heise.de/tp/artikel/36/36852/1.html


Haften Rating-Agenturen im Falle eine Falschprognose?

Werner Rügemer: Nein, sie haften grundsätzlich nicht. Jedem einzelnen Rating einer Agentur ist eine Klausel beigegeben, dass die Agentur nicht für Folgen haftet, die aufgrund der Verwendung von Ratings zustande kommen, sei es direkt oder indirekt. Alle Agenturen bezeichnen jedes ihrer Ratings als "freie Meinungsäußerung"



Wem gehören die Agenturen?

Werner Rügemer: Mit dieser Frage kommen wir zum Kern der Sache. Deshalb wird diese Frage in der Öffentlichkeit und in den Parlamenten nie gestellt, hier wird verbissen geschwiegen. Das ist ein untrügliches Zeichen, dass es hier um einen zentralen Sachverhalt geht. Die beiden größten Agenturen Standard & Poor’s und Moody’s gehören einer Reihe von Hedgefonds: Capital Group, Blackrock, Vanguard, State Street, T. Rowe Price. Sie sind die Haupteigentümer der Agenturen, übrigens in dieser selben Reihenfolge bei beiden Agenturen. Dann folgen noch Banken wie die Bank of New York, Versicherungen wie die Allianz sowie weitere Hedgefonds und Investmentgesellschaften.

Eine Ausnahme macht Moody’s: hier hat der bekannteste US-Spekulant, Warren Buffett, über seine Berkshire Hathaway Holding traditionell einen ständig wechselnden Anteil.



Wie treffsicher sind überhaupt die Ratings der Agenturen?

Werner Rügemer: Sie sind in der Regel sehr treffsicher, wenn man von den Interessen der Eigentümer der Agenturen und der Finanzindustrie ausgeht. Diese Interessen bestehen darin, dass die Kreditnehmer, beispielsweise Staaten, sich möglichst umfangreich und langfristig verschulden. Denn für die Kreditgeber gibt es kein besseres Geschäft. Das ist besonders in den sogenannten Krisen der Fall, wenn die Zinsen, von den Ratings "beflügelt", immer höher steigen. Ähnliches gilt für die Wertpapiere, die von den Finanzakteuren ans Publikum oder an andere Finanzakteure verkauft werden: je höher das Rating, desto teurer lassen sich die Wertpapiere verkaufen.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Wagenknecht: Brandbrief stimmt

Beitragvon AlexRE » Do 26. Jul 2012, 11:00

Caloderma hat geschrieben:Ich werde mich wohl auf die NPD Seite schlagen ! Die sind von Anfang an für die D - Mark.


Die würden die D-Mark genauso versenken wie ihre Vorgänger die Reichsmark. Kein Land der Welt ist vom Welthandel so abhängig wie der Exportriese Deutschland und mit einem NPD - regierten Deutschland würde niemand mehr Geschäfte machen.
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