«Der Euro ist ein Gefängnis»

Ein Unterforum für Themen zu den Auswirkungen der europäischen Union auf die verfassungsrechtliche Situation der Deutschen.

«Der Euro ist ein Gefängnis»

Beitragvon Livia » Sa 20. Dez 2014, 23:26

«Der Euro ist ein Gefängnis»

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Hans-Werner Sinn ist einer der einflussreichsten Wirtschaftstheoretiker der Welt. Was er sagt, hören Europas Politiker nicht gern. Seine Prognose zur Euro-Krise: Das dicke Ende kommt noch.

Von Wolfgang Koydl

Im Münchner Stadtteil Bogenhausen sitzt das alte Geld der Stadt: prächtige Gründerzeit­villen, beschauliche Uferpromenaden entlang der Isar, mächtige Eichen und Buchen. In ­einem Palais allerdings redet man über neues Geld: Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung gehört zu den angesehensten ökonomischen Think-Tanks Europas – nicht zuletzt wegen seines Leiters Hans-Werner Sinn. Der Ökonom bezieht Stellung und nimmt kein Blatt vor den Mund. Dass mit dem Euro einiges von Anfang an schieflief, hat er schon immer angeprangert.

(...)


http://www.weltwoche.ch/weiche/hinweisgesperrt.html?hidID=552947

Kommentare

George Lips
19.12.2014 | 14:15 Uhr

H.W.Sinn erklärt wiederholt und in seiner ruhigen Art - er weiss eben wovon er spricht - was Sache ist. Leider nehmen ihn die deutschen Deppen in den Redaktionen und in den politischen Zirkeln nicht ernst, sie hören ihm nicht einmal zu.Das führt eben zur Bildung der AfD, die man noch so gerne in den ganz rechten Winkel nahe der NPD ansiedeln möchte. Der Warner im eigenen Land wird einmal mehr nicht gehört, bis es dann geklöpft hat..
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: «Der Euro ist ein Gefängnis»

Beitragvon AlexRE » Sa 20. Dez 2014, 23:32

Ohne den Euro hätten die Leute, für die Sinn normalerweise Gefälligkeitsgutachten verfasst, aus Deutschland kein Billiglohnland und aus den deutschen Reichen nicht die reichsten Reichen der Welt machen können. Dann hätten die anderen Europäer nämlich währungspolitisch Widerstand gegen den deutschen Dumpingwettbewerb geleistet.

Heuchlerischer geht es wirklich nicht mehr.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: «Der Euro ist ein Gefängnis»

Beitragvon Livia » So 21. Dez 2014, 10:46

AlexRE hat geschrieben:Ohne den Euro hätten die Leute, für die Sinn normalerweise Gefälligkeitsgutachten verfasst, aus Deutschland kein Billiglohnland und aus den deutschen Reichen nicht die reichsten Reichen der Welt machen können. Dann hätten die anderen Europäer nämlich währungspolitisch Widerstand gegen den deutschen Dumpingwettbewerb geleistet.

Heuchlerischer geht es wirklich nicht mehr.


Ich bin nicht ganz mit dir einverstanden. Nicht EU-Länder haben genau so viele reiche Leute wie du das in Deutschland beschreibst. Es wäre aber in Griechenland, Italien, Frankreich, Portugal usw. nicht zu dieser überschuldeten Situation und die Unterdrückung vieler EU-Bürger gekommen, wenn sie ihre Währungen behalten hätten und sie abwerten könnten. Das hätte niemals zu so einer Situation geführt wie wir sie heute vorfinden. ;)
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Re: «Der Euro ist ein Gefängnis»

Beitragvon AlexRE » So 21. Dez 2014, 17:28

Livia hat geschrieben:Ich bin nicht ganz mit dir einverstanden. Nicht EU-Länder haben genau so viele reiche Leute wie du das in Deutschland beschreibst. Es wäre aber in Griechenland, Italien, Frankreich, Portugal usw. nicht zu dieser überschuldeten Situation und die Unterdrückung vieler EU-Bürger gekommen, wenn sie ihre Währungen behalten hätten und sie abwerten könnten. Das hätte niemals zu so einer Situation geführt wie wir sie heute vorfinden. ;)


Natürlich gibt es auch anderswo Reiche, aber die deutschen Reichen gewinnen durch diese Situation nach und nach einen finanziellen Vorsprung gegenüber allen anderen europäischen Reichen, den sie für Unternehmenskäufe und die Bildung von Marktmachtpositionen nutzen:

Gigantischer Außenhandelsüberschuss

Nicht schon wieder Weltmeister

Die EU-Kommission kritisiert die schwache deutsche Binnennachfrage. Jetzt will auch die Bundesregierung handeln.

(...)

Der EU-Kommission reicht es jetzt. Denn: Das an die Firmen der größte Wirtschaftsmacht Europas überwiesene Geld fehlt in vielen Krisenstaaten der Eurozone. Sie müssen deshalb für ihre Importe vielfach Schulden machen – eine der Ursachen der Finanzkrise im Euroraum. „Deutschland muss Maßnahmen aufzeigen und umsetzen, um die Binnennachfrage und das Wachstumspotenzial der Wirtschaft zu stärken“, forderte die Brüsseler Behörde in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht.

(...)


http://www.taz.de/!134286/

Wenn eine so große Volkswirtschaft wie die deutsche bei der Arbeitsproduktivität an der Weltspitze liegt und sich dann auch noch einen großen (Spott-) Billiglohnsektor leistet, artet das in knallharten Dumpingwettbewerb zu Lasten aller Handelspartner aus. Ohne Umsteuern würde irgendwann nicht einmal die Schweiz sich dagegen wehren können, dass deutsche Stinkreiche das Land nach und nach aufkaufen und ihre speziellen Methoden als Weltmeister im Arbeitnehmerausbeuten da einführen.
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Re: «Der Euro ist ein Gefängnis»

Beitragvon Livia » So 21. Dez 2014, 22:41

Wenn eine so große Volkswirtschaft wie die deutsche bei der Arbeitsproduktivität an der Weltspitze liegt und sich dann auch noch einen großen (Spott-) Billiglohnsektor leistet, artet das in knallharten Dumpingwettbewerb zu Lasten aller Handelspartner aus. Ohne Umsteuern würde irgendwann nicht einmal die Schweiz sich dagegen wehren können, dass deutsche Stinkreiche das Land nach und nach aufkaufen und ihre speziellen Methoden als Weltmeister im Arbeitnehmerausbeuten da einführen.
:roll:

Du vergisst wohl ganz dass die Schweizer sehr streitsüchtig sind und sofort die Armbrust hervorholen wenn man an ihre Alpen will. ;) Nein im Ernst, einerseits soll der Export blühen und gedeihen und andererseits darf er einen gewissen "Überschuss" nicht erreichen ?

Der EU-Kommission reicht es jetzt. Denn: Das an die Firmen der größte Wirtschaftsmacht Europas überwiesene Geld fehlt in vielen Krisenstaaten der Eurozone. Sie müssen deshalb für ihre Importe vielfach Schulden machen – eine der Ursachen der Finanzkrise im Euroraum. „Deutschland muss Maßnahmen aufzeigen und umsetzen, um die Binnennachfrage und das Wachstumspotenzial der Wirtschaft zu stärken“, forderte die Brüsseler Behörde in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht.


Genau das ist ja das Problem, das man nicht sehen will. Wenn die Krisenstaaten Schulden machen müssen sie auch diese Schulden selber wieder abbezahlen. Oder kann mein Nachbar Schulden machen und ich muss sie dann bezahlen ? So sieht es doch aus in dieser EU. Wer arbeitet ist der Depp. Die Krisenstaaten haben jahrelang versäumt ihre übermässige luxusähnliche Lebensgewohnheiten zu ändern. Sie lebten auf grossem Fuss bis der Euro eingeführt wurde und dann kam das bittere Ende. Hätte Griechenland und Italien ihre alten Währungen noch würden sie nicht so im Schuldensumpf stecken. England machts ja vor, die haben ihre Währung behalten und es geht ihnen gut, jedenfalls besser als allen Krisenstaaten.

Ich bin auch der Meinung, dass der Euro ein falscher Genosse ist. Dass Krisenstaaten ihre Währung nicht einführen können ohne dass sie aus der EU austreten, finde ich eine unverschämte Frechheit das ich mit Erpressung vergleiche. Diese Verträge wurden von Ignoranten ausgearbeitet, die in Brüssel sitzen und sich den Hintern mit den Euros vollstopfen lassen und nicht mal Steuern dafür bezahlen.

Die Billiglohnländer bestehen ja auch erst seit der Einführung des Euros. Vorher gab es diese Dumpinglöhne nicht, jedenfalls nicht meines Wissens. ;)
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Re: «Der Euro ist ein Gefängnis»

Beitragvon AlexRE » So 21. Dez 2014, 22:59

Wenn die Krisenstaaten Schulden machen müssen sie auch diese Schulden selber wieder abbezahlen. Oder kann mein Nachbar Schulden machen und ich muss sie dann bezahlen ?


Womit denn, wenn sie durch Dumpingwettbewerb am Geldverdienen gehindert werden? Wenn die Voraussetzungen für das Zurückzahlen der Schulden ohne die Hilfe der steuerzahlenden deutschen Normalbürger gegeben wären, wäre die Überschuldung so gar nicht entstanden. Das ganze Drecksspiel ist nicht zuletzt eine innerdeutsche Umverteilung vom Mittelstand zu den neuen Milliardärs - Feudalherren auf dem Umweg über`s südeuropäische Ausland.
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Re: «Der Euro ist ein Gefängnis»

Beitragvon AlexRE » Do 12. Feb 2015, 22:33

Auf Facebook gesehen, der Euro und die "Tragik der Allmende":

Währungsunionen und Allmendeproblem

(...)

Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, inwiefern die in jeder Währungsunion
geschaffenen Allmendegüter den Erfolg eines monetären Bundes beeinflussen. Es wird
diesbezüglich aufgezeigt, dass theoretisch jede supranationale Währungsunion an einer
„Tragödie der Allmende“ scheitern muss. Historisch werden die gewonnenen Erkenntnisse
anhand der bedeutendsten Währungsunionen der Geschichte überprüft und erweisen
sich als wahr. Damit behalten nicht nur die Kritiker des Euro Recht, vielmehr wird
niemals eine zwischenstaatliche Währungsunion erfolgreich bestehen können.

(...)


http://diskussionspapiere.wiwi.uni-hannover.de/pdf_bib/dp-521.pdf

Der Link stammt aus einer FB - Diskussion zu diesem Artikel, den ich kommentiert hatte:

Nach dem Wahl-Chaos: Griechen stürzen sich auf deutsche Goldhändler

(...)

Während ein Großteil der griechischen Bevölkerung offenbar weiterhin hinter dem Crashkurs seiner neuen Regierung steht, ist bei Edelmetallhändlern wie pro aurum ein gewisses Misstrauen vieler Griechen gegenüber der Führung in Athen zu beobachten. Denn immer mehr Griechen steuern den sicheren Hafen Gold an und sichern ihr Vermögen ab – die Nachfrage von griechischen Käufern, die direkt in Deutschland ihr Gold ordern, hat sprunghaft zugenommen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, ist das Kaufvolumen nach dem Sieg des Bündnisses von Syriza und den Unabhängigen Griechen regelrecht „explodiert“.

(...)


http://www.proaurum.de/home/aktuellwichtig/in-den-medien/2015_02/wahl-chaos-griechen.html

>> Nach dem Wahl-Chaos: Griechen stürzen sich auf deutsche Goldhändler <<

So können sich vielleicht Privatleute gegen Inflationsrisiken absichern, für Volkswirtschaften ist Gold aber keine Lösung. Griechische Finanzexperten in Höchstform schaffen es sogar, eine Goldwährung ins Wackeln zu bringen:

>> Die Regelung schloss Papiergeld aus. Diese Regelungslücke nutzten Italien und Griechenland, um den Papiergeldumlauf zu steigern, für den keine Edelmetall-Deckung mehr bestand. Griechenland wurde für dieses Vorgehen abgestraft und 1908 ausgeschlossen, zwei Jahre später wieder aufgenommen. Am 4. November 1908 wurde Belgisch-Kongooffiziell Mitglied der Münzunion.[3] <<

http://de.wikipedia.org/wiki/Lateinische_M%C3%BCnzunion
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Re: «Der Euro ist ein Gefängnis»

Beitragvon Livia » Fr 13. Feb 2015, 10:01

Baisse oder Hausse?
Wohin treibt Draghis „Droge“ den Goldpreis?
Die EZB hofft, damit der Deflation entgegenzuwirken und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Das erinnert an das verzweifelte Doping eines fußkranken Marathonläufers …
Der Marathonläufer humpelt bereits seit dem Millenniumswechsel. Ab da an begann das globale Krisentheater, die geldpolitische Bekämpfung der Schuldenkontraktion, welche historisch betrachtet immer aus drei Akten besteht: Der erste Akt war der Aktien-Crash in 2000, der zweite die geplatzte Immobilienblase 2007 und nun stehen wir am Beginn des dritten Aktes, dem Kollabieren des globalen Anleihe- oder Schuldenmarktes. Um im Jargon des Läufers zu blieben: Die Dosis des Dopings muss immer stärker erhöht und der Abstand der Verabreichung immer weiter verkürzt werden. Alles, was wir in den vergangenen 15 Jahren erlebt haben, kann man unter dem Begriff „Insolvenzverschleppung“ buchen.


http://www.proaurum.de/home/aktuellwich ... echen.html

Präziser kann man das wohl nicht kundtun. :(
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