Lehrerin darf Kopftuch tragen

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Re: Lehrerin darf Kopftuch tragen

Beitragvon maxikatze » Sa 29. Aug 2020, 16:45

AlexRE hat geschrieben:
Dass junge Muslimas von den eigenen Religionsanhängern gemobbt werden, kommt nicht in ihren Gedankengängen vor.


Eben - und ganz genau das würde nach der Lesart des Bundesverfassungsgerichts ein Kopftuchverbot an allen von so einem Mobbing betroffenen Schulen rechtfertigen. Wenn man aber die durchgreifende Begründung für die eigene Rechtsgestaltung vor Gericht verschweigt, weil die aktuell laufende politische Lügenmühle das Weglügen dieser und vieler anderer Realitäten gebietet, verliert man logischerweise den Prozess.


Siehe Hatun Sürücü, vor 15 Jahren von der ganzen Familie drangsaliert, vom eigenen Bruder erschossen, weil sie frei und nach eigenen Vorstellungen leben wollte - ohne Kopftuch.
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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Re: Lehrerin darf Kopftuch tragen

Beitragvon Uel » Sa 2. Jan 2021, 15:56

Wiedervorlage:

Die Grünen freuen sich über das Urteil, weil ihrer Meinung nach „Kinder spielend lernen, mit Vielfalt und Differenz umzugehen".
Was der ideologisierte Teil aus den Reihen der Grünen und sonstige Vielfalts- und Anarchie-Ideologen nicht verstehen ist, dass uns nur die "Einheit in der Vielfalt" vom totalen Vielfalts-Chaos trennen kann. Manchmal kann man von guter Architektur lernen, wobei eines von einigen Rezepten "die gestalterische Ausgewogenheit von Einheit und Vielfalt" ist, wie Meinhard von Gerkan (Arch-Büro GMP, Bauten 1978-1983 S.21) schrieb.

Wenn das nicht erfüllt ist, schlägt das Pendel zwischen Monotonie (Sterilität, Langweiligkeit ...) und Chaos (Wirrwar, Unübersichtlichkeit, Anarchie ... ) aus. Eines der eindrucksvollsten philosophischen Modelle ist der "Turmbau zu Babel" , wo in der Weltmetropole der damaligen Zeit sich die Menschen aus aller Herren Länder sich anlässlich des Großprojektes nicht mehr verständlich machen konnten. Ich glaube selbst vor 2000 Jahren und mehr waren die Menschen nicht solche Einfaltspinsel, die Geschichtchen nicht als abstrakte Modelle begreifen konnten. Auch der Olymp der Griechen scheint mir mehr ein psychologische Charaktersammlung als eine Götterbude gewesen zu sein, zumal sie als die größten Theater-Fans in alten Zeiten sicherlich zu abstrahieren gelernt hatten.

Auf das Wörtliche in den Religionen konnten nur Leute mit unlauteren Absichten kommen, - monarchistisch machtgeile Päpste und sich besser dünkende Missionare, notorisch moraline Bevormunder bei den Protestanten, in einen Propheten verliebte Nachdenkverweigerer und Rabbiner hörige Köche und Köchinnen, sowie arbeitsscheue Kastenerfinder für die geniale Sklaverei usw..

Sobald religiöse oder ideologische Maximal-Forderungen gesellschaftlich-philosophisch ungefiltert in die Politik wollen, droht der gesellschaftlichen Stabilität die Verliererstraße. Wenn "unbetuchte" Mädchen/Frauen-Haare schon in der Schule Männlichkeit undisziplinierbar und unbeherrschbar anmachen sollten, dann wäre unsere Gesellschaft ein Irrenhaus. Auf solch eine zweifelhafte Vielfalt muss ein verantwortungsvolles Staatswesen aus Selbstschutz verzichten. Wenn das unsere Juristen nicht erkennen (wollen), dann haben wir kein Problem mit den Religionen sondern mit unserer Justiz.

Liebe Grüße
von Uel

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Re: Lehrerin darf Kopftuch tragen

Beitragvon AlexRE » Sa 2. Jan 2021, 16:29

Uel hat geschrieben:Wenn das unsere Juristen nicht erkennen (wollen), dann haben wir kein Problem mit den Religionen sondern mit unserer Justiz.


Die Justiz hält bei vielen Missständen eine Schlüsselstellung inne, aber bei der hier diskutierten Kopftuchfrage eben nicht. Das Bundesverfassungsgericht hat sich da klar geäußert und ein sehr ausgewogenes Urteil gefällt. Solange die Bekopftuchten keine Probleme machen, dürfen Kopftücher in der Schule nicht verboten werden, sobald aber die Mädchen ohne Kopftuch gemobbt werden, kann man alle Kopftücher verbieten. Wenn nun vollverblödete Politiker trotz dieser Rechtsprechung blindlings allen Lehrerinnen Kopftücher verbieten wollen, ohne dass die vom BVerfG formulierten Anlässe dafür vorliegen, haben wir an dieser Steille kein Justizproblem, sondern ein Blödheitsproblem in der Politik.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Lehrerin darf Kopftuch tragen

Beitragvon Uel » Sa 2. Jan 2021, 18:37

laut Wiki:
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat in einem Grundsatz-Urteil vom Mai 2004 die Frage geklärt, ob das Tragen eines Kopftuches ein Grundrecht der Muslime in Europa sei. Das Urteil begründet die Abweisung der Klage – es wurde nicht nur entschieden, dass dieses Grundrecht nicht existiert, sondern darüber hinaus auch befunden, dass ein Kopftuchverbot sogar zulässig, also keine Verletzung der Menschenrechte darstellt. Bereits im Jahr 2001 hat der nämliche Gerichtshof die Klage einer Kopftuch tragenden muslimischen Lehrerin aus der Schweiz zurückgewiesen, der unter Hinweis auf die laizistische Verfassung des Kantons Genf die Fortsetzung ihrer Lehrtätigkeit mit Kopftuch verboten worden war.


Der Ball liegt also doch im Spielfeld der nachrangigen Juristen und Politiker mit der Option, des gesellschaftlichen Friedens und zu Lasten einer übertriebenen religiösen Selbstdarstellung willens das Kopftuch im Unterricht generell zu verbieten. Dann braucht man nämlich nicht aufwendig und langwierig zu untersuchen, mit der Gefahr der Falschaussagen, ob nicht doch ein verdeckter Gruppenzwang existiert. Einheit in der Vielfalt: jeder darf seine Religion haben, nur keiner hat das Recht, dies permanent den andern plakativ unter die Nase zu reiben.
Liebe Grüße
von Uel

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