Versagen freie Foren?

Wie ist es um die Meinungsfreiheit in Deutschland bestellt? Gibt es eine bedenkliche Konzentration von Medienmacht?

Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon maxikatze » Sa 18. Aug 2012, 10:25

Ali hat geschrieben:
Das Punkgebet im Wortlaut
17. August 2012, 13:46

"Mutter Gottes, Du Jungfrau, vertreibe Putin! Vertreibe Putin, vertreibe Putin!

Schwarzer Priesterrock, goldene Schulterklappen - Alle Pfarrkinder kriechen zur Verbeugung. Das Gespenst der Freiheit im Himmel. Homosexuelle werden in Ketten nach Sibirien geschickt.

Der KGB-Chef ist Euer oberster Heiliger, er steckt die Demonstranten ins Gefängnis. Um den Heiligsten nicht zu betrüben müssen Frauen gebären und lieben.

Göttlicher Dreck, Dreck, Dreck! Göttlicher Dreck, Dreck, Dreck!

Mutter Gottes, Du Jungfrau, werde Feministin, werde Feministin, werde Feministin!

Kirchlicher Lobgesang für die verfaulten Führer - Kreuzzug aus schwarzen Limousinen. In die Schule kommt der Pfarrer, Geh' zum Unterricht - bring ihm Geld.

Der Patriarch glaubt an Putin. Besser sollte er, der Hund, an Gott glauben. Der Gürtel der Seligen Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen - Die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns!

Mutter Gottes, Du Jungfrau, vertreibe Putin! Vertreibe Putin, vertreibe Putin!"


(APA, 17.8.2012)
http://diestandard.at/1345164405799/Pun ... m-Wortlaut


Link




Für diese Worte überhaupt eine Bestrafung auferlegen zu wollen finde ich höchst unangemessen. Der Text ist nämlich klasse.
Da sitzt jeder Satz! Das sehen ganz sicher auch Putins Kritiker so und Kritiker, denen die russischen Kirchenfürsten zu duckmäuserisch sind.
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon Ali » Sa 18. Aug 2012, 11:36

Na, da soll mir mal wer sagen, welchen Satz er denn gerne bestraft sehen will und warum??

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:lol: :lol: :lol:
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon Ali » Sa 18. Aug 2012, 12:03

Pussy-Riot-Proteste

Schachspieler Kasparow droht Haft

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Mit bunten Strumpfmasken zeigen sie ihre Solidarität - weltweit protestieren Menschen gegen das harte Urteil für die russischen Pussy-Riot-Sängerinnen. Bei einer Demo in Moskau wurde Garri Kasparow festgenommen, jetzt drohen dem Ex-Schachweltmeister fünf Jahre Haft.


Moskau - Die Haftstrafen für drei Mitglieder der Kreml-kritischen Punkband Pussy Riot sind weltweit auf Empörung und Kritik gestoßen. Rund um den Globus protestierten Anhänger der jungen Frauen in zahlreichen Großstädten gegen den Schuldspruch wegen Rowdytums aus religiösem Hass. In Russland verurteilten die Opposition, Bürgerrechtler und regierungskritische Medien die Strafen - jeweils zwei Jahre Lagerhaft - scharf.
Jetzt drohen auch Garri Kasparow bis zu fünf Jahre Haft. Der russische Ex-Schachweltmeister und Oppositionspolitiker hatte vor dem Moskauer Gericht gegen den Urteilsspruch protestiert und war wie knapp hundert weitere Demonstranten, darunter der Oppositionsführer Sergej Udalzow und auch Gegner der Punkband, festgenommen worden.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin nach Informationen der Agentur Interfax vor, einen Beamten gebissen zu haben. Kasparow wies die Anschuldigung am Samstag zurück.

Die drei Sängerinnen von Pussy Riot - Nadeschda Tolokonnikowa, 22, Maria Aljochina, 24, und Jekaterina Samuzewitsch, 30 - hatten am 21. Februar mit einem Punkgebet in der wichtigsten russisch-orthodoxen Kirche gegen die Rückkehr Wladimir Putins in den Kreml protestiert. Sie sitzen seit fast einem halben Jahr in Untersuchungshaft.

Merkel: Unverhältnismäßig hartes Urteil

Die Frauen hätten die Gefühle der Gläubigen absichtlich beleidigen wollen, sagte Richterin Marina Syrowa in ihrer fast dreistündigen Urteilsverkündung. Einen politischen Hintergrund, wie ihn die Frauen betont hatten, wies sie zurück. Das Urteil zeige, dass Staat und Kirche in Russland endgültig miteinander verflochten seien, kommentierte die Zeitung "Nowaja Gaseta" im Internet. Das Onlineportal newsru.com schrieb in Anlehnung an die mittelalterlichen Hexenprozesse: "Moskau, 21. Jahrhundert: Zwei Jahre für einen 'satanischen Veitstanz'."

Der Schuldspruch sei "unverhältnismäßig hart", ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mitteilen. "Ein starkes Land wie Russland müsse so viel künstlerische Freiheit aushalten", kommentierte Außenminister Guido Westerwelle in einem Betrag für die "Bild". Das Weiße Haus in Washington zeigte sich über das Urteil "enttäuscht".

Auch die EU und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sowie Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch kritisierten das Urteil scharf.

Bürgerrechtler kritisieren, dass Syrowa das Verfahren mit 3000 Seiten Ermittlungsakten in nur acht Verhandlungstagen in Marathonsitzungen durchgezogen habe. Die Pussy-Riot-Mitglieder beschwerten sich über geringe Ruhepausen. Syrowa wies mehrere Befangenheitsanträge gegen sich ab.

Punkband-Anhänger protestieren im Wiener Stephansdom

Im Wiener Stephansdom haben am Freitagabend kurzzeitig Pussy-Riot-Anhänger gegen die Haftstrafen für drei Musikerinnen der Band demonstriert. Die etwa 150 Teilnehmer der Protestaktion mit rosafarbene Strumpfhosen über den Köpfen, wurden bereits nach etwa einer Minute vom Sicherheitsdienst der Kathedrale abgeführt.

In Warschau forderten etwa 150 Menschen am Rande eines historischen Besuches des russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill "Freiheit für Pussy Riot": "Heute sind wir alle Pussy Riot, und wir erlauben niemandem, uns den Mund zu verbieten", sagte eine Demonstrantin. Auch in Berlin und Hamburg kam es zu Protestaktionen, ebenso in New York, Barcelona, Prag oder Paris. Etliche Demonstranten trugen die für Pussy Riot typischen bunten Sturmhauben.

Die russische-orthodoxe Kirche bat unterdessen um Milde für die Verurteilten. Zuvor hatte der Moskauer Patriarch Kirill I. die höchstmögliche Strafe für die Sängerinnen gefordert und Pussy Riot als Angriff gegen das gesamte religiöse Russland bezeichnet. Der Sprecher von Putin wollte das Urteil zunächst nicht kommentieren. Putin hatte sich zuletzt für eine "nicht zu harte" Strafe ausgesprochen.

Zuhörer im Saal reagierten mit "Schande"-Rufen auf das Urteil. Doch die Mehrheit der Russen verurteilt einer aktuellen Umfrage zufolge die skurrile Performance der jungen Frauen, von denen zwei kleine Kinder haben. Den Grund sehen Experten darin, dass vor allem für Einwohner jenseits der Metropolen Moskau und St. Petersburg das Staatsfernsehen einzige Informationsquelle ist.

Einem Gnadengesuch an Putin hatten die Künstlerinnen bereits im Vorfeld eine Absage erteilt. Ihre Anwälte wollen notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen.

abl/dpa/dapd

http://www.spiegel.de/politik/ausland/p ... 50749.html
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon Ali » Sa 18. Aug 2012, 12:09

Presseschau Pussy Riot

"Putin hat Angst vor dem Volk"

Weltweit kritisieren Kommentatoren den Umgang Russlands mit Pussy Riot als überzogen. Sie sehen die Autorität Putins schwinden und fürchten zugleich neue Repressionen.

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Pravo (Tschechien): Der Staat greift auf Methoden des Mittelalters zurück

"In Russland treffen zwei Welten aufeinander. Die Mehrheit setzt die Tradition der Zarenzeit sowie des bolschewistischen Staates fort und besteht auf der Unberührbarkeit der Autoritäten und einer Begrenzung der Freiheit. Nur eine Minderheit orientiert sich an völlig anderen Werten. (...) Die drei jungen Frauen (...) wären nie weltweit bekannt geworden, wenn nicht der russische Staat auf Methoden des Mittelalters zurückgegriffen hätte. Sekundiert wird er vor Gericht von der Mehrheitsmeinung und der orthodoxen Kirche. (...) In Russland spitzt sich die gesellschaftliche Atmosphäre zu. Unter der Oberfläche schwelt ein kalter Bürgerkrieg."

De Volkskrant (Niederlande): Putin hat an Autorität verloren

"Pussy Riot schien ein leichtes Ziel zu sein für den Zorn des Präsidenten. Allein schon das Genre der Band – feministischer Punk – wird von vielen Russen assoziiert mit 'westlicher' Dekadenz. Wahrscheinlich dachte Putin, mit seinem harten Auftreten könne er ohne das Risiko öffentlicher Entrüstung zeigen, wer der Boss ist. Durch das knallharte Vorgehen gegen Pussy Riot ist jedoch im In- und Ausland eine empfindsame Saite getroffen worden. Nach zwölf Jahren Putin wünschen sich viele Russen ein Regime, das weniger repressiv und korrupt ist. Die Macht Putins ist zwar noch nicht ernsthaft bedroht – auch weil er politische Alternativen zu seinem System im Keim erstickt. Doch wer seine Faust gegen drei wehrlose junge Frauen einsetzt, verliert ernsthaft an Autorität."

Nowaja Gaseta (Russland): Die Repressionen gehen weiter

"Das Urteil ist ein Teil des Dammes, der die Macht verteidigt, vor dem Hintergrund fallender Zustimmungswerte des ersten Mannes im Staat, des erwachenden politischen Bewusstseins der urbanen Mittelklasse, säkularer Medien und der Modernisierung des Bewusstseins. Den Boden dieses Dammes bilden bereits die Gesetze zur Versammlungsfreiheit und über ausländische Agenten sowie das künftige Gesetz über Freiwillige und andere Überraschungen aus den ersten Monaten des neuen Präsidenten. Mit diesem Urteil beweist die Führung, dass sie die Repressionen fortsetzen wird, manchmal auch unter dem Banner der Religiosität."

Salzburger Nachrichten (Österreich): Putins Angst vor dem Volk

"Putin, der sich gern als Modernisierer preist, schreitet mit großen Schritten in die Sowjetvergangenheit und in Richtung Diktatur. Dahin, wo nur eine Meinung zählt. In einer Demokratie ist alles umstritten, eine Meinung so willkommen wie die andere. Stete Diskussion, wenn auch manchmal nervtötend und langwierig, garantiert die Fähigkeit zur Erneuerung. Putin fürchtet Erneuerung. Denn sie könnte ohne ihn stattfinden. Putins Angst vor dem Volk wurde durch den Fall Pussy Riot deutlich. Die Tatsache, dass dieses Volk immer weniger Angst vor ihm hat, auch."

Luxemburger Wort (Luxemburg): Russland macht sich keine Freunde

"Nach dem Richterspruch im international beachteten Strafprozess gegen die Künstlerinnen Nadeschda Tolokonnikowa, Maria Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch erntet Russland aus dem westlichen Ausland durchweg negative Reaktionen. In der Tat dürften die drei Sängerinnen mit ihrem Protest in der Erlöserkathedrale in Moskau am 21. Februar die Gefühle von Gläubigen verletzt haben. Und mit ihrem kremlkritischen Auftritt bewusst ein Strafverfahren und die damit verbundene mediale Aufmerksamkeit in Kauf genommen haben. (...)

http://www.zeit.de/politik/ausland/puss ... sseschau-2
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon Ali » Sa 18. Aug 2012, 12:10

Es macht wohl inzwischen mehr Sinn hier einen eigenen Strang aufzumachen.

Wer ist so nett und verschiebt mal die Pussy Riot Beiträge?

Danke! :)
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon AlexRE » Sa 18. Aug 2012, 12:43

Mach`doch erst einmal einen pussy riot - thread auf und kopieren ein oder zwei Beiträge dorthin. Dann sehen wir weiter.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon Ali » Sa 18. Aug 2012, 12:50

AlexRE hat geschrieben:Mach`doch erst einmal einen pussy riot - thread auf und kopieren ein oder zwei Beiträge dorthin. Dann sehen wir weiter.


Ach, ich dachte, du könntest das ganz locker vom Hocker - so wie neulich - EINFACH VERSCHIEBEN?!!
Aber wenn du nicht willst, dann fühle dich nicht von mir überrumpelt. :mrgreen:

Letztendlich stört es mich auch nicht wirklich, wenn wir hier OFF TOPIC schreiben.

Ein Genie beherrscht das Chaos. :mrgreen:


Ich habe da eine Idee, wir können, um beim Thema zu bleiben, das ja auch gerne mit den Idiotenbeiträgen des HPF vermengen:

http://www.politikforen.net/showthread. ... pussy+riot

TOTALVERSAGER!
:mrgreen: 8-) :P :lol:
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon Ali » Sa 18. Aug 2012, 13:13

17.08.2012

Schriftsteller Jerofejew im Interview
"Das Volk wollte eine harte Strafe"

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Flashmob für die Angeklagten vor der Erlöser-Kathedrale in Moskau. "Selig sind die Gnädigen", lautet ihre Botschaft. Doch laut aktueller Umfragen halten 33 Prozent der Russen eine Haftstrafe von zwei bis sieben Jahren für gerechtfertigt.

Die Radikalen haben gewonnen: Mit dem Urteil gegen Pussy Riot wendet sich Russland endgültig vom Westen ab, sagt der Schriftsteller Wiktor Jerofejew im Interview. Die Mehrheit der Bevölkerung aber begrüße das drakonische Urteil, "das ist die schreckliche Wahrheit".



SPIEGEL ONLINE: Wie kommentieren Sie das Urteil gegen Pussy Riot?


Jerofejew: Es ist ein Wahnsinn. Das Urteil weckt die Erinnerungen an die schlechtesten Zeiten unserer Geschichte. Es spuckt all denen ins Gesicht, die ein modernes, weltoffenes Russland wollen. Ich fürchte, dieser Wahnsinn ist erst dann zu Ende, wenn eine neue Generation von Politikern heranwächst.

SPIEGEL ONLINE: Warum sprechen Sie von den schlechteste Zeiten russischer Geschichte?

Jerofejew: Weil diese Mädchen in die Geschichte Russlands eingehen werden so wie die Schauprozesse unter Stalin in den dreißiger Jahren oder der Prozess gegen den Dichter Joseph Brodski. Brodski wurde 1964 wegen Rowdytums angeklagt so wie Pussy Riot heute. Es ging aber damals um Politik so wie es heute um Politik geht.

SPIEGEL ONLINE: Worin sehen Sie den Kern der Auseinandersetzung?

Jerofejew: Als die Mädchen von Pussy Riot in die Christ-Erlöser-Kathedrale eindrangen, haben sie mit ihrem 40 Sekunden Auftritt auf eine paradoxe Weise und ohne es zu wollen die Achillesferse des heutigen Russlands getroffen. Die Aktion in der Kirche war für sie nur eine weitere provokative Performance. So wie die Gruppe Woina, was übersetzt Krieg bedeutet, einen Penis auf eine Brücke in Sankt Petersburg projiziert hat, um gegen die Macht der Geheimdienste zu protestieren. Die Kunst ist nun auch in Russland auf die Straße gegangen - so wie sie es in vielen Ländern tut.

SPIEGEL ONLINE: Welchen wunden Punkt hat Pussy Riot berührt?

Jerofejew: Die Vereinigung von Staatsideologie und der Ideologie der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK). Das iranische Modell: den Gleichklang von Staat und Religion.

SPIEGEL ONLINE: Übertreiben Sie da nicht?

Jerofejew: Russland steht an einer Weggabel. Noch vor kurzem schien es, als würden wir den Weg nach Westen suchen. Auf Umwegen zwar und mit dem Gepäck unserer langen autoritären Vergangenheit, aber doch den Weg nach Westen. Putin hat nun ganz bewusst Asien gewählt. Liberal ist in meiner Heimat zu einem Schimpfwort geworden. Dabei sind es die Liberalen, die für europäische Werte stehen.

SPIEGEL ONLINE: Warum hat Putin diesen Kurswechsel vorgenommen?

Jerofejew: Als Reaktion auf die Massenproteste. Der Kreml wendet sich von europäischen Werten ab und einem neuen ideologischen Code zu: der Vereinigung von Staat und Kirche. Unter dem Motto "Orthodoxe Zivilisation" soll eine neue Utopie geschaffen werden.

SPIEGEL ONLINE: Welche Ziele verfolgt der Kreml damit?

Jerofejew: In einer solchen religiös-orthodoxen Ordnung ist klar, wer Feind und wer Freund ist. Der Staat hält dann die Hebel in der Hand, um das moralische und politische Klima zu steuern. Die Verschärfung vieler Gesetze nach Putins Amtsantritt sah zunächst aus wie ein Pendelausschlag gegen die liberale Zeit unter seinem Vorgänger Dmitrij Medwedew. Durch den Prozess gegen Pussy Riot wurde diese Politik nun für alle sichtbar zum Programm.

SPIEGEL ONLINE: Wie reagierte die russische Gesellschaft auf den Prozess?

Jerofejew: Die Mehrheit wollte eine harte Strafe für Pussy Riot. Das ist die Stimme des Volkes. Das ist die schreckliche Wahrheit. Die Mädchen sollen in Stücke gerissen werden. Diese Menschen hatten Großväter und Großmütter, die mit großem Vergnügen zugesehen haben wie die Christus-Erlöser-Kathedrale von Stalin in die Luft gesprengt wurde, weil Religion als Opium für das Volk galt. Die Kathedrale wurde in den neunziger Jahren wiederaufgebaut, in ihr führten Pussy Riot ihre Aktion durch. Der Hass der Gegner von Pussy Riot kommt von der mangelnden Kenntnis der Religion. Sie vergessen, dass die Orthodoxe Kirche eine Tradition der Barmherzigkeit hat. Ja, den Gegnern von Pussy Riot ist selbst die Position der Orthodoxen Kirche noch zu mild. Da wird dann gesagt, dass doch in islamischen Staaten bei einem ähnlichen Vorfall noch viel härter reagiert würde. Wir erleben so etwas wie einen Bürgerkrieg unter dem Teppich.

SPIEGEL ONLINE: Wer steht auf der anderen Seite?


Jerofejew: Die aufgeklärte Gesellschaft. Die nimmt das nicht hin. Sie sind nicht bereit für das iranische Modell. Und auch viele einfache Menschen werden sich damit nicht anfreunden wollen. Sie wollen tanzen, sie wollen Nachtclubs mit nackten Brüsten. Daran haben sie sich in den vergangenen zehn Jahren gewöhnt. Putin hat die private Freiheit garantiert und nicht angerührt. Jeder konnte das Leben führen, das er wollte: Wer Nutte sein wollte, war Nutte. Wer ins Kloster wollte, ging ins Kloster.

SPIEGEL ONLINE: Es gibt in der Orthodoxen Kirche auch Kritiker des Prozesses gegen Pussy Riot. Warum haben diese sich nicht durchgesetzt?

Jerofejew: Die Radikalen rund um den Patriarchen haben gewonnen. Sie haben ihre Chance genutzt. Nach einigem Zögern hat sich die Kirche entschieden, nicht auf Milde, sondern auf Strafe zu setzen. Aus den Lehren des Christentums hat sie nicht den Frieden gewählt, sondern das Schwert. Nicht die Versöhnung, sondern die moralische Vernichtung dieser Mädchen.

Das Interview führte Matthias Schepp in Moskau

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 50657.html
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon AlexRE » Sa 18. Aug 2012, 13:15

Ali hat geschrieben:
AlexRE hat geschrieben:Mach`doch erst einmal einen pussy riot - thread auf und kopieren ein oder zwei Beiträge dorthin. Dann sehen wir weiter.


Ach, ich dachte, du könntest das ganz locker vom Hocker - so wie neulich - EINFACH VERSCHIEBEN?!!
Aber wenn du nicht willst, dann fühle dich nicht von mir überrumpelt. :mrgreen:

Letztendlich stört es mich auch nicht wirklich, wenn wir hier OFF TOPIC schreiben.

Ein Genie beherrscht das Chaos. :mrgreen:


Ich habe da eine Idee, wir können, um beim Thema zu bleiben, das ja auch gerne mit den Idiotenbeiträgen des HPF vermengen:

http://www.politikforen.net/showthread. ... pussy+riot

TOTALVERSAGER!
:mrgreen: 8-) :P :lol:


Quark - wenn es keinen pussy riots - thread gibt, kann ich auch nichts dorthin verschieben. :roll:
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Re: Versagen freie Foren?

Beitragvon Ali » Sa 18. Aug 2012, 14:20

Nun könnt ihr HIER:

viewtopic.php?f=21&t=1032

weiterschreiben.

Ich gehe erstmal feiern! :P
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