Zwei Versionen

Wie ist es um die Meinungsfreiheit in Deutschland bestellt? Gibt es eine bedenkliche Konzentration von Medienmacht?

Zwei Versionen

Beitragvon GasGerd » Fr 28. Sep 2012, 17:11

... derselben Geschichte sollte man sich mindestens anhören, bevor man als außenstehender Berichterstatter die Öffentlichkeit über einen Streitfall informiert. Das sieht dann ungefähr so aus:

Strafanzeige gegen Taxifahrer

Die Stimmung in Berlin ist gereizt, nach dem jüngsten antisemitischen Angriff auf einen Rabbiner. Ein Berliner Taxifahrer hat sich nun eine Strafanzeige und den Vorwurf des Antisemitismus eingefangen. Doch die Geschichte hat zwei Versionen...


http://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/archiv.media.%21etc%21medialib%21rbb%21rbb%21abendschau%21abendschau_20120927_taxi.html

Die Frankfurter Rundschau dagegen hat offenbar nicht nötig, den Beschuldigten zu fragen, bevor sie die Beschuldigungen in einer Form veröffentlicht, die an ein für eine Anklage hinreichendes staatsanwaltliches Ermittlungsergebnis erinnert:

„Als ob wir Dreck wären“: Die Fahrt einer jüdischen Familie in die Synagoge endet auf der Berliner Clayallee. Der Taxifahrer wollte sie nicht weiter befördern und warf sie aus seinem Wagen – weil sie Juden sind.

http://www.fr-online.de/politik/antisemitismus-juedische-familie-aus-taxi-geworfen,1472596,19568856.html
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Der letzte Satz des FR - Artikels:

"Der Fahrer des Wagens war gestern bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen."

Aus einem ebenfalls gestern erschienenen TS - Artikel:

""So einen Unsinn habe ich noch nie gehört", entgegnet Taxifahrer Christian G. Seit 31 Jahren fährt der 53-Jährige in Berlin Taxi. Er schildert den Vorfall ganz anders. Das Wort Synagoge sei erst gefallen, als Esther Dobrin längst aus dem Auto gestiegen sei, Fotos von ihm und dem Auto gemacht und ihm mit Strafanzeige gedroht habe. Die Pestalozzistraße ist lang, sagt er. "Da sind überall Sackgassen. Ich wollte nur wissen, von welcher Seite ich hineinfahren soll.""

http://www.tagesspiegel.de/berlin/vorfall-an-juedischem-feiertag-vorwurf-des-antisemitismus-strafanzeige-gegen-taxifahrer/7188308.html

Anscheinend hat die FR außergewöhnlich früh Redaktionsschluss ...

Jedenfalls hätte diese Redaktion mangels Kenntnis der Version des Beschuldigten durchaus etwas vorsichtiger formulieren und ein paar Fragezeichen setzen können. Sich nur eine Seite anzuhören und deren Version dann wie ein Plädoyer eines Staatsanwalts nach umfangreichen Ermittlungen vorzutragen, ist schon ziemlich dreist. Genau genommen unterschreitet das jedes Bildzeitungsniveau.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/16387215?sp=7#jump
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Re: Zwei Versionen

Beitragvon DJ_rainbow » Fr 28. Sep 2012, 19:23

Ach Gottchen, die FR.

Da fang sogar ich als orthodoxer Atheist das Beten an, dass denen mal ein paar Gramm Hirnschmalz in die bislang hohle Rübe gesch(m)issen werden.

Bislang ist die FR schließlich eine Gut- und BessermenschfaschistInnen-Postille mit der journalistischen "Qualität" von "Neue Post" und "Bild der Frau".

Was nicht sein kann, darf bekanntlich nicht sein - also muss der Taxifahrer schuld sein, echte Recherche ist in der Sache folglich entbehrlich, wo kämen wir denn auch hin! Idiotologisch vernagelte Schmiererei zum Selberklöppeln von Vorurteilen - wie einst bei Sudel-Edes "Schwarzem Kanal".

Was will man von denen aber auch realistischerweise erwarten? Journalismus etwa? Auf welcher Wurstpelle müsste man dafür hergerudert sein....
In der Demokratie mästen sich Sozialisten in Parlamenten. Im Sozialismus hungern Demokraten in Zuchthäusern und Arbeitslagern.

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Re: Zwei Versionen

Beitragvon Staber » Sa 29. Sep 2012, 12:37

Trotz aller Kenntnis von den Regeln der Kommunikation, scheint die heutige Gesellschaft sich eine Empfindlichkeit angeeignet zu haben, die nur noch mit Paranoia zu erklären ist.Einerseits wird auf die Selbstregelungskräfte aller Beteligten vertraut und das - früher reichlich vorhandene - Sicherheitspersonal sitzt nur noch im Büro und ist nicht mehr "vor Ort".Andererseits wird jede noch so kleine z.T. leider alltägliche Pöbelei (ich beziehe mich ausdrücklich nicht auf Gewaltvorfälle) hochstilisiert zu einem gesellschaftlichen (gegen Gruppe X gerichteten) Problem.
Ich frage mich: "Was soll damit bewirkt werden?, denn an Zufall mag ich kaum noch glauben!

gruß staber
"Wir werden Ambos ,wenn wir nichts tun um Hammer zu sein."
Fürst Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (1815-1898)

Gesund bleiben !
Gruß Staber
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