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Von Umsteigern u. Überläufern.

BeitragVerfasst: Mo 18. Aug 2014, 13:31
von Staber
Ehem. Umweltbewegte und Grünenpolitiker wechseln durchaus mal auf die andere Seite.
Sie beraten dann Unternehmen oder auch Verbände die sie zuvor kritisiert haben. Für mich ist das übrigens eine Gradwanderung zwischen Moral und Einfluss, Überzeugung und Pragmatismus. Umsteiger Joh. Kempmann zum Bsp.
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Der kämpfte früher gegen eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage und ein Endlager in Gorleben . Nun ist er Präsident des Bundesverbandes der Energie-u. Wasserwirtschaft. Diese Lobbyorganisation vertritt insgesamt 18000 Unternehmen und ist verlängerter Arm von RWE u. e-on. Kempmann ist aber nicht der einzige Überläufer. Stephan Kohler ist auch einer.
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. Nach einer 20 Jahre langen Öko-Karriere als Atomexperte beim Ökoinstitut , im BBU tätig , wechselte er in 2000 als Geschäftsführer zur Deutschen Energie-Agentur ( Dena )das ist keine Regierungsbehörde wie viele glauben , sondern ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Gesellschafter von diesem Unternehmen sind die BRD, Deutsche Bank u. KfW-Bankengruppe. Bitter stieß den Umweltschützern auf, das Kohler vor einer " Stromlücke " warnte ( 2008 ), falls keine neuen Großkraftwerke gebaut würden. Auch Michael Sailer gehört dazu.
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. Erst Reaktor-Fachmann beim Öko-Institut. Trittin berief ihn 1999 in die Reaktorsicherheitskommission. Seit 2006 bei EURATOM. Mit der Anti-Atombewegung überwarf er sich erstmals , als er sich 1996 gegen Blockaden an Standorten Gorleben und Ahaus aussprach.
Fortsetzung folgt.

Re: Von Umsteigern u. Überläufern.

BeitragVerfasst: Mo 18. Aug 2014, 13:57
von Staber
Teil 2
Jochen Flasbarth
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bekleidete als Präsident des NABU Deutschland viele Jahre eine führende Position. 2009 wurde er Präsident des Umweltbundesamtes . 2013 beamteter Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Er erteilte noch 2003 dem Bau eines Endlagers in Gorleben eine komplette Absage . Ein spezieller Fall ist Gundi Röstel
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Von 1996 - 2000 Vorstandssprecherin der GRÜNEN . Nach dem Ausscheiden aus diesem Amt wechselte sie ins Management der Gelsenwasser-AG. 2011 wurde sie in dem Aufsichtsrat von EnBW gewählt.
Wen haben wir noch ..ach unser Joschi Fischer.
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, dieser Allrounder, schloss einen Vertrag mit RWE u. OMV als politischer Berater für den geplanten Bau der 3300 Kilometer langen Nabucco-Pipeline . Fischer ist damit Lobbykonkurrent von Gerhard Schröder , der warb für die Nord-Stream-Pipeline. Fischer landete auch als Berater bei BMW. Seit 2011 auch Berater bei REWE. Für tagespolitische Fragen hat der ehem. Taxifahrer keine Zeit mehr.

Re: Von Umsteigern u. Überläufern.

BeitragVerfasst: Mo 18. Aug 2014, 14:19
von AlexRE
Staber hat geschrieben:Für mich ist das übrigens eine Gradwanderung zwischen Moral und Einfluss, Überzeugung und Pragmatismus.


In freiheitlichen Gesellschaften darf eben jeder seine Meinung ändern, ohne als Verräter oder Renegat verfolgt zu werden.

Wenn das nicht so wäre, könnten z. B. Anwälte nicht ständig ihre Rechtsmeinung ändern, wenn sie auf demselben Rechtsgebiet mal Kläger und mal Beklagte vertreten. ;)

Außerdem kriegt man als unbekannter Fachmann keine fetten Jobs als Lobbyist und muss erst einmal Karriere als Kritiker / Gegner von irgendwas machen. Wenn man auf diesem Wege prominent wird, hat man auch für die Industrie einen Marktwert.

Re: Von Umsteigern u. Überläufern.

BeitragVerfasst: Mo 18. Aug 2014, 15:47
von Staber
AlexRE hat geschrieben:
Staber hat geschrieben:Für mich ist das übrigens eine Gradwanderung zwischen Moral und Einfluss, Überzeugung und Pragmatismus.


In freiheitlichen Gesellschaften darf eben jeder seine Meinung ändern, ohne als Verräter oder Renegat verfolgt zu werden.

Wenn das nicht so wäre, könnten z. B. Anwälte nicht ständig ihre Rechtsmeinung ändern, wenn sie auf demselben Rechtsgebiet mal Kläger und mal Beklagte vertreten. ;)

Außerdem kriegt man als unbekannter Fachmann keine fetten Jobs als Lobbyist und muss erst einmal Karriere als Kritiker / Gegner von irgendwas machen. Wenn man auf diesem Wege prominent wird, hat man auch für die Industrie einen Marktwert.



....und deshalb sind die Politiker mit Ausnahmen auch unglaubwürdig. Dafür gibt es diesen passenden Begriff der " umgedrehten Jacken" Mich wundert allerdings Deine Einstellung!
ohne als Verräter oder Renegat verfolgt zu werden.
verfolgt nicht , aber bezeichnet!

Re: Von Umsteigern u. Überläufern.

BeitragVerfasst: Mo 18. Aug 2014, 17:00
von AlexRE
Staber hat geschrieben:....und deshalb sind die Politiker mit Ausnahmen auch unglaubwürdig. Dafür gibt es diesen passenden Begriff der " umgedrehten Jacken" Mich wundert allerdings Deine Einstellung!
ohne als Verräter oder Renegat verfolgt zu werden.
verfolgt nicht , aber bezeichnet!


Von dem Smiley mal abgesehen sagt mein Beitrag nicht viel über meine Einstellung aus.

Tatsächlich halte ich die meisten typischen Wendehälse durchaus für unglaubwürdig - es sei denn, der eigene Club erweist sich als kriminell oder grob schädlich für andere Menschen bzw. die Allgemeinheit. Dann halte ich von "Whistleblowern" mehr als von den Leuten mit der Ganovenehre oder dem faschistoiden Korpsgeist.

Re: Von Umsteigern u. Überläufern.

BeitragVerfasst: Do 3. Sep 2020, 16:15
von maxikatze
Wurde Arni von der Realität eingeholt?

https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/ ... LyY6KTAxS0

Re: Von Umsteigern u. Überläufern.

BeitragVerfasst: Do 3. Sep 2020, 16:40
von AlexRE
maxikatze hat geschrieben:Wurde Arni von der Realität eingeholt?

https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/ ... LyY6KTAxS0


Ich war auch immer ein Kernkraftgegner, halte es aber für angebracht, wegen der mittlerweile bekannten Gefahren durch fossile Energieträger das Ganze noch einmal zu durchdenken. Was haben unsere Kernkraftwerke eigentlich mit den groben Fehlern der Russen und Japaner zu zun, die allein ursächlich für die beiden großen Katastrophen Tschernobyl und Fukushima sind? In Deutschland und seinen Nachbarstaaten gibt es keine Kernkraftwerke, die einen Feststoff (Graphit, schweres oder leichtes Wasser wäre vor der Kernschmelze schon verdampft gewesen, was die Kettenreaktion unterbrochen hätte) als Neutronenbremse nutzen und ein schlecht konstruiertes Kühlsystem haben. Und niemand würde in Mitteleuropa ein Kernkraftwerk in einem von Erdbeben gefährdeten Gebiet errichten und dann auch noch unzulänglich gegen die drohenden Naturgewalten sichern, wie die Japaner das in Fukushima verbrochen haben.