Bitterböser Einwurf zur Fachkräftedebatte

Hier wird das wirtschaftspolitische Profil für die Zeit nach der 2. Parteigründung diskutiert.

Bitterböser Einwurf zur Fachkräftedebatte

Beitragvon Sall May » Do 5. Aug 2010, 14:47

Heute aktuell auf Bürgermeinungen:

Bitterböser Einwurf zur Fachkräftedebatte von Egon W. Kreutzer

Ausländische Fachkräfte ins Land holen zu wollen, bei einer Zahl von arbeitslosen bzw. unterbeschäftigten Inländern, die irgendwo zwischen 7 und 10 Millionen anzusiedeln ist, weil die inländischen Wirtschaft schon jetzt und vor allem in Zukunft dringend auf ausländische Fachkräfte angewiesen sei, ist eine ungeheuerliche, abgrundtiefe, ja geradezu teuflische Bosheit gegen das deutsche Volk und die deutsche Bevölkerung. Es ist zugleich ein ungeheuerlicher abgrundtiefer und geradezu teuflischer Schachzug gegen jene Länder, denen man die dort herangezogenen und ausgebildeten Fachkräfte abjagen will.

Die gesamte Debatte entspringt profitgeilen Hirnen, die für alles abgestumpft sind, was einst den Wertekanon einer humanistisch-christlichen Gesellschaft ausmachte.

Wie ist das Millionenheer der Arbeitslosen und Unterbeschäftigten in Deutschland denn entstanden?

Bei seit fünfzig Jahren (fast) ständig steigendem Wirtschaftswachstum und einer stagnierenden bis rückläufigen Bevölkerungsentwicklung doch nur dadurch, dass die Produktivität der Beschäftigten so weit gestiegen ist, dass man auch trotz ständig steigender Exportanteile längst nicht alle braucht, die man hätte, um die absetzbare Leistung hervorzubringen.

Die man dafür nicht braucht zu ernähren, medizinisch zu versorgen oder gar erst - für ihr Leben im Prekariat - wer weiß wie gut auszubilden, lohnt nicht. Im Gegenteil, es verteuert nur den Export.

Das ganze Gerede von Bildungsoffensive und Schulreform ist doch nur öffentliche Schaumschlägerei, der dann sog. Reformen wie G8, Bachelor und Master folgen, bei denen es sich letztlich allesamt um Demontagen am deutschen Bildungssystem handelt, so wie die sog. "Rechtschreibreform" nicht ein Sieg der Bildung, sondern ein hilfloses, ja törichtes Nachgeben war, wovon man sich erhoffte, Regelverstöße durch Deregulierung zu reduzieren, und so in der Lage zu sein, bessere Noten für gleich schlechte Leistungen vergeben zu können. Der Erfolg ist ausgeblieben, aber das Chaos im gesprochenen, geschriebenen, gedruckten und gesendeten Deutsch hat sprunghaft zugenommen. Keine Nachrichtensendung, in der nicht ein Dativ den Akkusativ ersetzt, in der nicht abenteuerliche Satzkonstruktionen darauf warten, dass am
Ende das verbersetzende Allheilmittel "bekommen" steht, weil "kriegen" inzwischen (zu Recht) verpönt ist.
(Wir werden schon die Stimmen von den Wählern wegen dem geilen Slogan, wo sich die Agentur kreiert hat noch gewonnen bekommen!)

Und das ist noch die erste Wahl. Texte der online-Redaktionen zeichnen sich, wohin man auch schaut, vor allem durch die beim Lesen noch erkennbare Hast des unreflektierten Ab- und Hinschreibens aus.

Lehrerstellen? Ja, für Elite-Schulen und Elite-Universitäten mag es die hin und wieder geben. Ansonsten tönt jeder Landesfürst immer wieder, wie viele neue Lehrer er Jahr für Jahr einstellt, vergisst aber zu erwähnen, wie viele gleichzeitig entlassen oder in den Ruhestand geschickt werden.

Mag sein, dass man auch in der "De-Disziplinierung" des Schulalltags bewusst zwei Schritte zu weit gegangen ist. Ich will nicht dem sadistischen Rohrstockprügler am Katheder das Wort reden - aber Lehrkräfte, die einer Horde vollkommen undisziplinierter, schon vom Kinderfernsehen auf 90 Sekunden Aufmerksamkeitshäppchen konditionierte, an männliche Trottel und exotische weibliche Alphatierchen als "Lehrmeister" gewöhnte, hyperaktive Krakeeler gegenüberstehen und kein Mittel mehr in der Hand haben, um sich Respekt zu verschaffen, weil Schulleitung und Elternsprecher nach dem Staatsanwalt und der Kultusbehörde rufen, wenn ein Lehrer auch nur einmal die Stimme bedrohlich anhebt, um sich Gehör zu verschaffen, die müssen über kurz oder lang resignieren, ihren Stoff gegen die Wand vortragen und darauf hoffen, dass die wenigen Interessierten in der Klasse trotzdem etwas mitbekommen. Dass der Rest blöd bleibt, kann eigentlich nur Absicht sein, denn sonderbarerweise werden immer fast alle versetzt, so dass nach dem Abschluss, den auch fast alle schaffen, jener "Schrott" ins Leben entlassen wird, den kein Lehrbetrieb einstellen mag.

Die Exportindustrie boomt. Die Exportindustrie trägt damit dazu bei, die ausländische Konkurrenz niederzuhalten. Und wo die höhere Produktivität nicht ausreicht, die Weltmarktpreise bei hohem Profit noch locker zu unterbieten, da müssen die Personalkosten gesenkt werden.

Wie senkt man Personalkosten, wenn die Spezialisten und Fachkräfte, ohne die es nun einmal nicht geht, dünn gesät sind und über ihre Löhne und Gehälter einigermaßen gleichberechtigt verhandeln können?

Ja! Man holt ausländische Spezialisten herein. Das hat den Vorteil, dass man vorher weder über Steuern noch über Löhne an den Kosten ihrer Ausbildung beteiligt war, es hat den Vorteil, dass sie in ihren Heimatländern fehlen und die Importabhängigkeit dieser Länder damit festigen, und es hat den Vorteil, dass sie große Teile ihres mickrigen Gehalts in ihre Heimatländer schicken, wodurch die Bezahlung unserer Exporte erleichtert wird.

Ja! Man erzählt uns gleichzeitig, das sei notwendig, weil es eine verheerende Bevölkerungsentwicklung gäbe. Deutschland schrumpfe, die Deutschen schrumpften, der Fachkräftemangel sei in fünf Jahren schlimmer als heute und in zehn Jahren schlimmer als in fünf Jahren und erst 2050! Oh weh!

Ja! Man erzählt uns, wir seien schließlich dazu da, die ganze Welt zu beliefern und dabei stets mehr hinauszuschicken als wir zurückbekommen. Man erzählt uns, das sei nötig, um einen Exportüberschuss zu erzielen. Man erzählt uns, Exportweltmeister zu sein, sei gut für uns.

Es ist Narretei.

Würden wir nur so viel erzeugen, wie wir selbst brauchen (auch brauchen, um unsere Importe damit zu kompensieren), würden wir uns dazu durchringen, die Regelarbeitszeit an der Produktivität zu orientieren, statt am Gewinnstreben der Arbeitsveranstalter, es ginge uns besser.

Exportorientierung und der Nutzen des deutschen Volkes sind nicht auf einen Nenner zu bringen.

Fachkräfteanwerbung und der Nutzen des deutschen Volkes sind nicht auf einen Nenner zu bringen.

Lesen Sie einfach noch einmal meine Geschichte über den Internationalen Wettbewerb

http://www.egon-w-kreutzer.de/Meinung/0PAD3.html

Quelle: http://www.egon-w-kreutzer.de

Danke für die Genehmigung zur Veröffentlichung
Sall May
 

Re: Bitterböser Einwurf zur Fachkräftedebatte

Beitragvon AlexRE » Do 5. Aug 2010, 15:21

Ja! Man holt ausländische Spezialisten herein. Das hat den Vorteil, dass man vorher weder über Steuern noch über Löhne an den Kosten ihrer Ausbildung beteiligt war, es hat den Vorteil, dass sie in ihren Heimatländern fehlen und die Importabhängigkeit dieser Länder damit festigen, und es hat den Vorteil, dass sie große Teile ihres mickrigen Gehalts in ihre Heimatländer schicken, wodurch die Bezahlung unserer Exporte erleichtert wird.


Das stellen sich die Spitzbuben vielleicht so vor, aber der Plan ist ebenso bösartig wie dämlich und wird ihnen mit absoluter Sicherheit um die Ohren fliegen. Das hat die "Greencard - Offensive" von Gerhard Schröder vor 10 Jahren schon bewiesen.

Diejenigen Fachkräfte, die in Deutschland wirklich gebraucht werden, machen einen Bogen um das leistungsfeindliche Pfründensystem Deutschlands, denen werden in konkurrierenden Industriestaaten überall auf der Welt günstigere Bedingungen geboten. Deshalb wandern hier auch 100.000 meist qualifizierte Deutschen und Migranten (wieder) aus.

Unsere selbsternannten neuen Fürsten wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als von der bisherigen Bauernlegerei über Zeitarbeit, von Arbeitgebern initiierten Pseudogewerkschaften und sonstige dreckige Methoden Abstand zu nehmen und wieder gutes Geld für gute und qualifizierte Arbeit zu zahlen, dann sich werden auch wieder mehr Menschen im Inland um die eigenen Qualifikationen bemühen.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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