Rente mit 67 - Kreativität im Beruf gefordert

Hier wird unsere Idee der einmaligen Vermögensabgabe und der zweckgebundenen Erbschaftssteuer erörtert. (2. Lastenausgleichsgesetz)

Re: Rente mit 67 - Kreativität im Beruf gefordert

Beitragvon AlexRE » So 18. Apr 2010, 14:27

Uel hat geschrieben:Wir leben nicht mehr in einem kaputten Deutschland nach dem Krieg, wo es Mengen zu reparieren und erneuern gab, sondern in einem fast komplett ausgestatteten Luxus-Deutschland, schon fast überfrachtet mit Infrastruktur, Gebäuden, Ausrüstungen, Institutionen, Regeln ect., welches gerade mittels Supertechnologie auf Automatik gestellt wird. Dummerweise produzieren wir Deutschen dann auch noch die qualitativ hochwertigsten und langlebigsten Produkte.


Da sprichst Du ein ganz heikles Thema an. Wenn ich meine wirtschaftsgeschichtlichen Kenntnisse Revue passieren lasse, fällt mir weltweit nicht ein einziges Beispiel ein, nach dem das Ur - Selbstverständnis der Bundesrepublik namens "Wohlstand für alle" und das grundgesetzliche Postulat "Chancengleichheit" unter der Bedingung gesättigter Märkte und einer ausentwickelten Infrastruktur langfristig Bestand hatte.

Das hat immer nur zeitweise funktioniert, wenn es galt, durch Kriege verheerte Regionen wieder aufzubauen oder neu entdeckte Gebiete zu erschliessen. Danach haben die Mächtigen noch immer ihr weiteres Wachstum auf Kosten der Rechte und Besitzstände der Ohnmächtigen durchgesetzt.

Die Zeit des europäischen Spätmittelalters mit ihrer berüchtigten Bauernlegerei ist das deutlichste und lehrreichste Beispiel dafür:

Ernst Moritz Arndt Gesellschaft > Bauernlegen

Man muss also - nicht gerade ermutigend - feststellen, dass die heutige Erosion der Verfassungsrechtsgüter des Gleichheitsgrundsatzes, des Sozialstaatsprinzips und der wirtschaftlichen Freiheitsrechte auch der Schwachen in der Gesellschaft ein nachgerade natürlicher historischer Prozess ist. Dem wirksam zu begegnen ist nicht mehr und nicht weniger als eine völlig neue Herausforderung, die bislang in der ganzen Weltwirtschaftsgeschichte noch niemand bestanden hat.

Im fortgeschrittenen Atomwaffenzeitalter wird aber kein Krieg mehr kommen, der einen Neuaufbau mit wirtschaftlichen Chancen für alle erfordert. Wenn die heutigen Verfassungsdemokratien nicht lernen, ihre gesellschaftspolitischen Grundwertungen nicht mit friedlichen und rechtsstaatlichen Mitteln vor schweren Beschädigungen oder gar der Auflösung durch neuzeitliche Formen der Bauernlegerei zu schützen, kann es allenfalls zu solchen Konflikten kommen, die einen reibungslosen Aufbau in der Zeit danach nicht mehr zulassen, weil die Verheerungen irreparabel sind.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Rente mit 67 - Kreativität im Beruf gefordert

Beitragvon Sall May » Di 24. Aug 2010, 14:23

Rente mit 67 aussetzen, da ist sich die SPD Spitze laut folgender Meldung einig: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/19/0,3672,8104307,00.html

Man ist also zu der Erkenntnis gelangt das soviele Arbeitsplätze nicht vorhanden sind?

Wann wird man sich dann mal bei den z. B. Ausbildungsplätzen der jungen Menschen unter uns klar, das auch diese nicht vorhanden sind? Ebenfalls auch die Arbeitsplätze für viele Andere gar nicht da sind?

Gestern hatte ich Gespräche auf der Straße mit Jugendlichen, diese jungen Menschen fühlen sich überfordert. Sie fühlen sich nicht gefördert sondern gefordert und unter Druck. Zu Recht fragten sie mich: "Wo bitte sind unsere künftigen, beruflichen Perspektiven?"

Eine weiteres Moment kam in die Diskussion, das sie sich trotz noch guter, finanziellen Verhältnisse vernachlässigt fühlen. Immer den ganzen Tag in der Schule, bis spät Abends noch Hausaufgaben und morgens wieder ab in das Tretrad. Am Wochende sind sie dann komplett allein weil Mama und Papa im Internet beschäftigt sind, und weil es keine wirklich guten Angebote mehr für Kinder und Jugendliche gibt. Vor allem keine die nichts kosten.

Also sitzen sie auf der Straße und trinken Alkopos und hoffen auf Godot?

Ich kann nur eines als Mensch mit Lebenserfahrung zugeben: Ich bin 36 Jahre im Berufsleben mit allen Höhen und Tiefen. Letzere waren oft nicht einfach zu meistern. Auch mir brachte man bei das man mit Fleiß und viel Lernen die Welt zu Füssen hat. Es waren, so ist das nun mal mit der Wahrheit: Bittere Lügen. Und so werden unsere jungen Menschen weiter belogen und nicht nur die? Wer erlaubt sich das? Die Frage kann sich wohl jeder selber beantworten?
Sall May
 

Re: Rente mit 67 - Kreativität im Beruf gefordert

Beitragvon Sall May » Di 24. Aug 2010, 14:24

Zur Rententhematik passt der heutige Beitrag von Egon W. Kreutzer mehr als nur gut:

Kannegiesser und die Rente

Der Präsisdent des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, hält es für "fahrlässig und populistisch" an der Grundsatzentscheidung für die Verschiebung des regulären Rentenzahlungsbeginns zu rütteln.

Er begründet das unter anderem damit, dass Ältere im Jahr 2029 viel bessere Chancen hätten (einen Job zu finden, meinte er wahrscheinlich) als heute.

Nun, Martin Kannegießer ist nicht nur Gesamtmetallpräsident, er ist auch Chef eines sog. mittelständischen Unternehmens, der Herbert Kannegiesser GmbH in Vlotho, mit weiteren Standorten in Hoya, Sarstedt, Schlema, Steinheim und Augsburg, einer Handvoll ausländischer Vertriebstöchter und Vertretungen und Stützpunkten in über 60 Ländern. Lt. Wikpedia erzielte die Herbert Kannegiesser GmbH im Jahr 2008 mit 1.300 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 250 Millilonen Euro.

Da kam bei mir die Frage auf, wie viele über 50-jährige Mitarbeiter die Herbert Kannegiesser GmbH wohl beschäftigen mag, wie viele über 55 und wie viele über 60. Heute Morgen habe ich die Frage per E-Mail an die Geschäftsführung des Unternehmens gerichtet.

Sobald ich eine Antwort bekomme, werde ich die Information weitergeben.

Die jüngste Aussage Kannegiessers zur Rente mit 67

Quelle und mit Dank für die Genehmigung der Veröffentlichung: http://www.egon-w-kreutzer.de
Sall May
 

Re: Rente mit 67 - Kreativität im Beruf gefordert

Beitragvon Livia » Sa 15. Sep 2012, 15:57

Südeuropäer leisten sich großzügige Renten

OECD-Vergleich: Italien und Griechenland genehmigen sich einen langen Ruhestand. Deutschland hingegen zählt zu den Schlusslichtern. Von Dominik Ehrentraut

Rentner in Deutschland haben im internationalen Vergleich relativ wenig von ihrem Ruhestand. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einer Studie herausfand, verbringen Italiener, Griechen, Slowenen und Franzosen sehr viel mehr Zeit im Ruhestand. Im Durchschnitt lebt eine Frau knapp 21Jahre als Rentnerin in Deutschland, Männer 17 Jahre. Die Bundesrepublik befindet sich damit am unteren Ende der OECD-Skala und unter dem internationalen Durchschnitt. Italien hat dagegen das großzügigste Rentensystem: Dort verleben Frauen 27,3 Jahre im Ruhestand, Männer 22,7 Jahre. Griechinnen kommen auf knapp 27 Jahre, die Männer auf 23,6 Jahre.

Als Maßstab für die Berechnung nahm die Organisation das offizielle Renteneintrittsalter und die Lebenserwartung in den jeweiligen Ländern. Die Autoren geben jedoch zu bedenken, dass viele Erwerbstätige noch früher in Rente gehen. Aufgrund von Sonderregelungen und einer bestimmten Anzahl an Beitragsjahren liegt das tatsächliche Renteneintrittsalter daher häufig unter dem offiziellen. Die Folge sind geringere Rentenzahlungen. Dass sich krisengeschüttelte Staaten wie Italien und Griechenland diesen Luxus auf lange Sicht dennoch nicht mehr leisten können, ist auch wegen der demografischen Entwicklung offensichtlich: In Italien etwa stehen statistisch gesehen einem Rentner nur drei Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) gegenüber. Bis zum Jahr 2050 halbiert sich diese Zahl.

http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... enten.html
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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